# taz.de -- Senat setzt im Fall Mutombo weiter auf Hinhalten | |
> 2022 starb ein 64-Jähriger in Berlin an den Folgen eines | |
> Polizeieinsatzes. Auf Entschädigung warten die Angehörigen noch heute | |
Von Marco Fründt | |
Die Ermittlungen im Fall Medard Mutombo, der 2022 nach einem Polizeieinsatz | |
starb, halten an. Wann ein Abschluss zu erwarten ist, bleibt weiterhin | |
unklar. Das geht aus der Antwort des Senats auf die Anfrage des | |
Abgeordneten Vasili Franco (Grüne) hervor, die der taz exklusiv vorliegt. | |
Der 64-jährige Mutombo, der seit über 20 Jahren in einem Spandauer Wohnheim | |
für von Obdachlosigkeit bedrohte Menschen lebte, starb laut Obduktion durch | |
hirnschädigenden Sauerstoffmangel. Ein im August 2024 veröffentlichter | |
Bericht der Ombudsstelle für das Berliner Landesantidiskriminierungsgesetz | |
(LADG) wirft der Polizei Diskriminierung wegen Behinderung und Sprache | |
sowie mehrere Verletzungen der Dienstpflicht vor. Mutombos Tod hätte also | |
verhindert werden können. | |
Seit Juni 2024 ermittelt die Staatsanwaltschaft deshalb gegen fünf | |
Polizeibeamte. Konkret wurde der an Schizophrenie Erkrankte in Bauchlage | |
fixiert, was das Erstickungsrisiko massiv erhöhe, ohne dass mildere Mittel | |
geprüft worden seien. | |
Außerdem sei trotz bekannter Sprachbarriere kein:e | |
französischsprachige:r Dolmetscher:in hinzugezogen worden. Obwohl | |
der 64-jährige Kongolese sich in einer akuten psychischen Ausnahmesituation | |
befunden habe, riefen die Beamten stattdessen Verstärkung. Tatsächlich aber | |
hätte der Einsatz laut dem LADG-Ombudsstelle abgebrochen werden müssen. | |
Die Ombudsstelle hält in dem Bericht eine Entschädigungszahlung in Höhe von | |
45.000 Euro für angemessen und rechtlich angezeigt. Seither sind bereits | |
neun Monate vergangen, in denen die Senatsverwaltung der Empfehlung nicht | |
nachkommt. „Der Umgang des Senats im Fall des verstorbenen Medard Mutombo | |
ist beschämend“, kritisiert Grünen-Politiker Franco. „Obwohl die | |
LADG-Ombudsstelle einen Wiedergutmachungsanspruch erkannt hat, verweigert | |
der Senat die finanzielle Entschädigung der Hinterbliebenen.“ | |
Wie der Senat in Fällen verfährt, in denen die Ombudsstelle Entschädigungen | |
empfiehlt, blieb in der Antwort ebenfalls unklar. Zwar sei ein | |
Menschenleben nicht in Geld aufzuwiegen, eine Entschädigung sei aber | |
dennoch ein „starkes Zeichen einer Fehlerkultur“ und eine Möglichkeit für | |
den Senat, das „Vertrauen von Betroffenen von staatlicher Diskriminierung“ | |
zurückzugewinnen, so Franco. | |
Weiter geht aus der Antwort des Senats hervor, dass im Jahr 2024 eine | |
Person von der Polizei durch Schusswaffengebrauch getötet und zwei durch | |
Schüsse verletzt wurden. Im Jahr zuvor gab es, wie der Abgeordnete Franco | |
feststellt, nur eine Schussverletzung und keinen Todesfall. | |
Die Nutzung von Tasern ist demnach stark gestiegen, 49 mal setzten | |
Polizeibeamte ihn vergangenes Jahr gegen Personen ein. Im Jahr zuvor nur | |
zweimal. 45 Verletzungen seien dadurch entstanden. | |
Zusätzlich kam es 2024 zu zwei Polizeieinsätzen mit Todesfolge. In einem | |
Fall schossen Beamte in Nikolassee 19 Mal auf einen Verdächtigen. Bei einem | |
weiteren Polizeieinsatz in Spandau stürzte ein Mann von einem Baugerüst. | |
Beide Male wurden die Verfahren eingestellt. Disziplinarmaßnahmen seien | |
mangels „disziplinarrechtlichen Überhanges“ nicht getroffen worden. | |
22 May 2025 | |
## AUTOREN | |
Marco Fründt | |
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