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# taz.de -- Vorkaufsrecht als Milieuschutz
> Mieter eines Neuköllner Hauses demonstrieren für Vorkaufsrecht durch den
> Bezirk, auch weil der Eigentümer gegen Vorgaben zum Milieuschutz
> verstoßen habe
Von Peter Nowak
Rund 70 Menschen kamen am Mittwochabend vor dem Miethaus Richardstraße Ecke
Braunschweiger Straße in Neukölln zusammen. Sie wollten die über 30
Mietparteien unterstützen, die darum kämpfen, dass der Bezirk Neukölln für
das Eckhaus das Vorverkaufsrecht zugunsten einer Genossenschaft oder
landeseigenen Wohnungsbaugesellschaft ausübt. Die Zeit drängt. „Wenn bis
zum 19. Mai kein Drittkäufer gefunden wird, geht das Haus an einen
berüchtigten Investor. Dann droht uns Verdrängung“, erklärt eine Mieterin.
Das Vorverkaufsrecht müsse auch deshalb zur Anwendung kommen, weil dort
gegen den Milieuschutz verstoßen worden sei. Ohne Genehmigung seien Fenster
erneuert und Wände entfernt worden. „Noch nie wurden Verstöße gegen den
Milieuschutz in Form systematisch illegaler Sanierungen zum Anlass für die
Ausübung des Vorkaufsrechts genutzt. Dies könnte ein deutschlandweites
Zeichen aus Berlin sein, Milieus- und Mieter*Innenschutz
ernstzunehmen“, betont die Bewohnerin.
Politikerinnen von SPD, Grünen und Linken solidarisierten sich bei der Demo
in kurzen Grußadressen mit dem Anliegen. Dabei wurden auch die Probleme
angesprochen: So kritisierte Kathrin Schmidtberger (Grüne), dass der Senat
kaum finanzielle Unterstützung bereitstellt. was es Genossenschaften
erschwert, Gelder für den Kauf der Häuser zu akquirieren.
Ein weiteres Problem ist ein Urteil des Bundesverwaltungsgericht vom
November 2021, das die die Anwendung des Vorverkaufsrechts nur noch in sehr
engen Grenzen zulässt. Seitdem ist es erst zweimal zum Einsatz gekommen.
Trotzdem war die Stimmung auf der Kundgebung keineswegs gedrückt. Zwischen
den Redebeiträgen wurden gemeinsam kämpferische Songs von
Ton-Steine-Scherben intoniert.
Unterstützung bekommen die Mieter*innen auch von der Kiezversammlung,
einer seit Jahren bestehenden Selbstorganisation von Bewohner*innen in
Neukölln. Das nächste offene Treffen findet am Sonntag ab 12 Uhr im
Nachbarschaftstreff in der Sonnenallee 154 statt. Nicht nur in Neukölln
wollen Mieter*innen verhindern, dass ihr Wohnraum zur Ware wird. Auch in
Friedrichshain planen Mieter*innen des Eckhauses
Kopernikusstraße/Warschauer Straße eine Kampagne, damit der Bezirk das
Verkaufsrecht wahrnimmt.
9 May 2025
## AUTOREN
Peter Nowak
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