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# taz.de -- kritisch gesehen: Hito Steyerl analysiert Kriegskunst auch in Braun…
> Wissenschaft und Kunst in einen Dialog bringen soll die Technische Uni
> Braunschweig. Es hat die Idealbesetzung gefunden
Bild: In roten Sesseln den Drohnenangriff ganz entspannt genießen: Hito Steyer…
Hito Steyerl setzt sich mit Bildpolitiken wie der Ästhetisierung des
staatsmännischen Agierens weltweiter Autokraten mittels Anleihen an
künstlerische Avantgarden auseinander und erforscht die Macht moderner
Technologien. Als Dr. phil. und Professorin für „Aktuelle digitale Medien“
in München war die 1966 geborene Deutsch-Japanerin die ideale Besetzung für
das Science and Art Lab der TU Braunschweig: Das will Wissenschaft und
Kunst in einen Dialog bringen.
Zu sehen sind dort gerade zwei exemplarische, ältere Arbeiten Steyerls:
„The Tower“ von 2015 und „ExtraSpaceCraft“ aus dem Jahr 2016. Beide
reflektieren im weitesten Sinne Situationen eines Krieges, vor oder nach
konkreten Ereignissen. Das erste Video thematisiert eine Vision des
irakischen Diktators Saddam Hussein aus den 1980er-Jahren. Er
beabsichtigte, die Stadt Babylon wieder zu errichten, vor allem aber, den
symbolträchtigen Turmbau in Angriff nehmen. Nach alttestamentarischer
Überlieferung steht der für die Hybris des Menschen, mit Gott auf Augenhöhe
zu gelangen. Dieser konterte mit einer fundamentalen Kommunikationsstörung:
Als alle Arbeitenden in unterschiedlichen Sprachen zu reden und denken
begannen, kam das Bauvorhaben zum Erliegen. Ein IT-Unternehmen im
ukrainischen Charkiw griff Husseins nie realisierte Idee für sein
Computerspiel „Skyscraper: Stairway to Chaos“ auf. Aber eigentlich
erstellen die Programmierer im osteuropäischen Billiglohnland im Auftrag
internationaler, westlicher Kunden 3D-Simulationen von Gebäuden, um für
diese Immobilien Sicherheitskonzepte zu entwickeln – in der prekären
Situation einer Stadt, die in nur einer Stunde Fahrzeit vom russischen
Aggressor per Panzer zu erreichen wäre.
Das zweite Video beschäftigt sich mit dem imaginären Potenzial der in
mehreren Kriegen zerstörten nationalen Sternwarte des Irak. Drohnenflüge
über die ruinöse Anlage werden von computeranimierten Aufnahmen der
fiktiven Raumfahrtagentur „Spaceagency“ unterbrochen: Kosmonaut:innen
in orangefarbenen Anzügen werben dafür, dass Raumfahrt auch auf der Erde
stattfindet.
Besucher:innen können die beiden 3-Kanal-Videos ganz entspannt auf
futuristischen, roten Sesseln in einer roten Podest-Landschaft genießen,
die den Ausstellungsraum vollständig ausfüllt. Denn auch das gehört zu Hito
Steyerls Arbeiten: ein immersives Setting, vermeintlich weit weg von
jeglich störender Realität. Bettina Maria Brosowsky
6 May 2025
## AUTOREN
Bettina Maria Brosowsky
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