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# taz.de -- momentaufnahmen: Wenn sieben Stunden Jahrzehnte ausstechen
An Ostern in die R1 von Boizenburg nach Hamburg zu steigen, war kein Hit.
Schon als der Zug einfuhr schrien zwei Sicherheitsleute von der Lok aus den
Bahnsteigs runter: „Halt! Keine Fahrräder! Keine Fahrräder!“ Wer einstieg,
wusste warum: Es war stickend voll. Nur mühsam ergatterten wir einen
Stehplatz im unteren Stock eines Waggons. Auf allen Plätzen sitzen junge
Leute.
In Schwanheide wird ein Sitz frei. Sofort plumpst ein junger Mann mit
Anglerhut drauf, der schon länger mitfährt und ältere Rechte zu haben
glaubt. Nur mein Knie schmerzt und es sind noch 37 Minuten bis Hamburg.
Nächste Station Büchen. Nun steigt ein echt alter Mann zu. Auch der peilt
kurz die Lage und gesellt sich resigniert zu den Stehenden. Da löst sich
meine Zunge: „Möchte einer der jüngeren Fahrgästen dem älteren Herrn sein…
Platz anbieten?“ Einer der Sitzenden reagiert schnippisch: „Wie weit fährt
er denn noch? Ich muss noch sieben Stunden fahren.“ Peinliche Stille.
Dann erhebt sich der Junge mit dem Hut und macht Platz. Der findet das erst
nicht nötig, nimmt das aber erleichtert an. Als er sitzt, holt er einen
alten Comic aus der Tasche und freut sich über die Witze. Kaija Kutter
26 Apr 2025
## AUTOREN
Kaija Kutter
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