# taz.de -- momentaufnahmen: Wenn an Brot wirklich schwer getragen wird | |
Toast, Toast, Toast. In jeder Farbe, aber immer derselben wabbeligen | |
Konsistenz. Als ich 1994 als Aupair in England lebe, gilt das Zeug als | |
„Brot“. Auf der Suche nach Bissfesterem werde ich bei Waitrose fündig, | |
einer Supermarktkette. Dort gibt es zu meiner Begeisterung ein fein | |
gemahlenes „russisches Roggenbrot“, das den Zähnen echten Widerstand | |
bietet. Dass dieses Produkt damals ganz neu auf dem Markt war und die | |
Briten „kontinentales Brot“ gerade erst entdeckten, war damals i[1][n einem | |
Artikel im Independent] zu lesen. „The Russian Rye Bread Revolution“ ist | |
der Text überschrieben. | |
Mit dieser Aufgeschlossenheit gegenüber neuartigen Broterlebnissen waren | |
sie in England offenbar einen Schritt weiter als die Franzosen. Denn als | |
ich June, meine „Aupair-Mutter“, ein Jahr später besuche, erzählt sie mir | |
kichernd, wie sie meiner französischen Nachfolgerin aufgetragen hatte, mein | |
Lieblingsbrot zu kaufen. „Stell dir vor, sie hat es vor Schreck fallen | |
gelassen, weil sie nicht erwartet hatte, dass es so schwer sein würde!“ | |
Ich erinnere mich an ein Schamgefühl. Als wäre ich merkwürdig, weil ich | |
Brot mochte, das nach mehr als Luft und Weißmehl schmeckte. Ich sagte | |
nicht, dass ich fast schwarzes Vollkornbrot eigentlich noch lieber aß. | |
Eiken Bruhn | |
3 May 2025 | |
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[1] https://www.independent.co.uk/arts-entertainment/food-drink-the-russian-rye… | |
## AUTOREN | |
Eiken Bruhn | |
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