# taz.de -- herzensort: Die Ruhe der Ruhr | |
Wenn ein Zug über die Brücke donnert, übertönt er jedes andere Geräusch. | |
Die Brücke ist alt, aus rostbraunem Stahl und hängt so tief, dass ich sie | |
berühren kann, wenn ich mich auf die Zehenspitzen stelle. Güterzüge sind | |
besonders laut. Ist der Zug weg, ist es am Ufer der Ruhr wieder ruhig. | |
Okay, da sind noch die Autos von der Straße auf dem Deich, die Duisburg und | |
Mülheim verbindet, und das Rauschen der Autobahn ein paar Brücken weiter. | |
Ich achte lieber auf die schnatternden Enten und das Blöken der Schafe am | |
anderen Ufer. | |
Langsam gehe ich durch das feuchte Gras. In ein paar Stunden wird die | |
Frühlingssonne es getrocknet haben. Brombeersträucher überwuchern das Ufer, | |
kleine Trampelpfade führen hinunter zum Wasser. Die Brücken spiegeln sich | |
auf der glatten Oberfläche. Wie runde Tunnel sehen sie aus. Hier kann sich | |
das Wasser noch ein bisschen ausruhen, denke ich. In ein paar Hundert | |
Metern fließt es in den großen Rhein. Ein Mann mit Hund kommt mir entgegen. | |
Wir sagen „Hallo“ und lächeln. Der Hund quetscht sich durch die | |
Brombeerzweige zum Wasser und wedelt mit dem Schwanz, als die Enten hastig | |
davonflattern. Marie Gogoll | |
5 Apr 2025 | |
## AUTOREN | |
Marie Gogoll | |
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