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# taz.de -- fake : Wie Falschinformationen Syrien destabilisieren
Am 9. März retweete Elon Musk einen Post: „Why is the mainstream media
ignoring Christians being slaughtered by the regime in Syria?“ Wie viele
Leute schon umgebracht worden seien, fragt Musk dazu. Der Post bezieht sich
auf ein Video, das vergangenes Wochenende kursierte. Zeigen soll es die
Hinrichtung eines christlichen Priesters in Syrien. Doch: Die
griechisch-orthodoxe Erzdiözese kann dessen Existenz nicht bestätigen,
bezeichnete die Geschichte als fabriziert.
Unmengen solcher Videos flirren derzeit durch die sozialen Netze. Laut der
[1][syrischen Organisation Verify-Sy] hat die Desinformation zu Syrien am
letzten Wochenende stark zugenommen. „Fake News, miskontextualisierte
Inhalte und geradeheraus Desinformation haben sich wie Lauffeuer
verbreitet“, teilte Verify-Sy mit. Sie befeuerten die derzeitige volatile
Lage.
In der Küstenregion im Westen Syriens, in der überwiegend alawitische
Syrer:innen leben, war es [2][am vergangenen Wochenende zu Massakern
gekommen]. Demnach sollen – teils alawitische – Assad-Anhänger die
Sicherheitskräfte der syrischen Übergangsregierung angegriffen haben, es
folgte ein größerer Gegenschlag im Westen Syriens. Die Syrische
Beobachtungsstelle für Menschenrechte geht mittlerweile von 1.454 Menschen
aus, die in den nachfolgenden 72 Stunden getötet wurden, mehr als die
Hälfte davon waren Zivilist:innen, viele von ihnen unbeteiligte
Alawit:innen.
In den sozialen Medien folgten den Ereignissen grausame Bilder. Leichen auf
der Straße, Videos von Menschen, die aus nächster Nähe exekutiert wurden,
Plünderungen. Doch zwischen den verifizierten Dokumentationen der
Gewalttaten, mischten sich immer wieder Desinformation. Laut Verify-Sy
wurden neben KI-generierten Bildern und Audioaufnahmen auch Bilder aus
früheren Konflikten aufbereitet und in Chatforen und über private
Nachrichten weiterverbreitet.
In Syrien trifft die Desinformation dabei auf eine besonders instabile
Informationslage. „In der Abwesenheit verlässlicher, unabhängiger Medien
dienen die sozialen Medien als entscheidende Informationsquelle“, sagte die
syrische Sozialwissenschaftlerin und Aktivistin Noura Aljizawi kürzlich
[3][der Deutschen Welle]. Seit dem Fall des Assad-Regimes blicken
Beobachter:innen bange auf das multikonfessionelle Land. Ob die
islamistisch-sunnitische Übergangsregierung der HTS unter Führung von Ahmed
al-Scharaa die gespaltene syrische Gesellschaft wieder zusammenführen kann,
sei ungewiss.
Der Medienforscher Zouhir al-Shimale von Verify-Sy bemerkt dabei
insbesondere Accounts, die aktiv versuchten, Minderheiten in Syrien zu
verunsichern. Sie spielten eine gefährliche Rolle als „Aussäer
angsterfüllter Narrative über Massentötungen und Verschwörungen gegen
Minderheiten“.
Bereits im Januar warnten Expert:innen, dass lokale und internationale
Akteure versuchten, ebenjene Spaltungen für eigene Ziele voranzutreiben.
Laut Verify-Sy würden dabei iranische Proxy-Netzwerke in Irak und Libanon
Desinformationskampagnen gegen die neue Regierung fahren, auch Russland und
Israel spielten eine Rolle. Dass jetzt auch Akteure wie Elon Musk oder der
rechte US-amerikanische Moderator Tucker Carlson diese Narrative
befeuerten, ist neu und gefährlich. Al-Shimale befürchtet, dass es den
syrischen Übergang nur noch weiter erschwere. Amelie Sittenauer
14 Mar 2025
## LINKS
[1] https://verify-sy.com/en/home
[2] /!6071353&SuchRahmen=Print
[3] https://www.dw.com/de/desinformation-k%C3%B6nnte-syrien-zur%C3%BCck-zum-b%C…
## AUTOREN
Amelie Sittenauer
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