Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Fünf Richter gegen Bolsonaro
> Brasiliens oberster Gerichtshof lässt die Anklage gegen Ex-Präsident
> Bolsonaro wegen versuchten Staatsstreichs zu
Von Niklas Franzen
Auf diese Entscheidung haben viele in Brasilien mit großer Spannung
gewartet: Der oberste Gerichtshof hat am Mittwochabend einstimmig die
Anklage gegen Ex-Präsident Jair Bolsonaro zugelassen. Alle fünf Richter
folgten dem Antrag der Generalstaatsanwaltschaft. Die Anklage wirft
Bolsonaro und sieben mutmaßlichen Mitverschwörern vor, nach der
Wahlniederlage im Jahr 2022 [1][einen Staatsstreich geplant] zu haben. Mehr
noch: Sie sollen beabsichtigt haben, den damals frisch vereidigten
Präsidenten Luiz Inácio „Lula“ da Silva zu vergiften und Verfassungsricht…
Alexandre de Moraes zu töten. Im Falle einer Verurteilung drohen bis zu
zwölf Jahre Haft – allein für den Tatvorwurf des Staatsstreichs.
Noch am Mittwoch äußerte sich Bolsonaro vor Journalist*innen. Er gab zu,
„Hypothesen“ mit Militärs diskutiert zu haben, bestritt jedoch, die
Streitkräfte zu einem Putsch gedrängt zu haben. Zudem stellte er erneut die
Sicherheit des elektronischen Wahlsystems infrage, ohne konkrete Beweise
für seine Behauptungen vorzulegen. Bolsonaro betonte, er sei Opfer
politischer Verfolgung und verglich die Situation Brasiliens mit Ländern
wie Nicaragua und Venezuela.
Viele Brasilianer*innen feierten die Anklage. Sie hoffen, dass eine
mögliche Haft das Ende des Bolsonarismus bedeuten könnte. Allerdings bleibt
die Bewegung weiterhin einflussreich. Am vergangenen Wochenende
[2][demonstrierten Tausende Bolsonaro-Anhänger*innen in Rio de Janeiro].
Obwohl die Teilnehmerzahl weit hinter den Erwartungen zurückblieb, zeigten
sich viele Demonstrant*innen im Gespräch mit der taz optimistisch, bei
den kommenden Wahlen wieder an Stärke zu gewinnen – mit oder ohne
Bolsonaro. Gegen diesen gibt es ein bis 2030 geltendes Amtsverbot.
Allerdings stehen andere Politiker*innen aus seinem Lager in den
Startlöchern für die Wahlen. [3][Auf regionaler Ebene behält der
Bolsonarismus ebenfalls großen Einfluss]. Die Gouverneure der drei größten
Bundesstaaten – São Paulo, Rio de Janeiro und Minas Gerais – gelten als
Gefolgsleute Bolsonaros.
Neben der aktuellen Anklage laufen weitere Verfahren gegen Bolsonaro, unter
anderem wegen vermuteter illegaler Bereicherung und [4][Fälschung von
Corona-Impfpässen]. Auch sein Sohn Eduardo Bolsonaro steht im Fokus von
Ermittlungen. Vor wenigen Tagen gab er bekannt, sein Mandat als
Abgeordneter ruhen zu lassen und nicht in die Heimat zurückzukehren.
Künftig will er von den USA aus eine Kampagne gegen die „linke Diktatur“ in
Brasilien leiten.
28 Mar 2025
## LINKS
[1] /!6050949&SuchRahmen=Print
[2] /!6075971&SuchRahmen=Print
[3] /!6040917&SuchRahmen=Print
[4] /!5932313&SuchRahmen=Print
## AUTOREN
Niklas Franzen
## ARTIKEL ZUM THEMA
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.