# taz.de -- Radfahren auf gutem Weg | |
> Beim Fahrradverkehr hatte sich der rot-grüne Senat in Hamburg viel | |
> vorgenommen und auch einiges erreicht: grüne Welle auf Velorouten, mehr | |
> Sichtbarkeit und Stellplätze. Trotzdem stagniert die Zahl der mit dem Rad | |
> zurückgelegten Wege | |
Bild: Auf Velorouten: grüne Welle für Radfahrer | |
Von Gernot Knödler | |
Wenn man Hamburgs Verkehrssenator Anjes Tjarks (Grüne) zur Stoßzeit mit dem | |
Fahrrad in die Innenstadt flitzen sieht, kann man sich vorstellen, dass er | |
in der Verkehrspolitik mit Überzeugung unterwegs ist. Im Wahlkampf vor fünf | |
Jahren hatten die [1][Grünen große Versprechungen in puncto Radverkehr | |
gemacht]. Vieles hat Tjarks umgesetzt. | |
Zu diesen Neuerungen gehört die grüne Welle für Fahrradfahrer, die auf zwei | |
Velorouten verwirklicht wurde. Hier wurden die Ampeln so getaktet, dass | |
Radler mit 18 Stundenkilometern glatt durchkommen. Auf der | |
Rothenbaumchaussee gibt es dafür eine andere, laut Verkehrsbehörde | |
deutschlandweit einzigartige Lösung: eine Säule, die anzeigt, wie schnell | |
man fahren muss, um die nächste Ampel bei Grün zu erwischen. | |
Im Pergolenweg zeigt eine Kette grüner Bodenleuchten an, ob man in der | |
richtigen Geschwindigkeit unterwegs ist. Es gibt eine erste Kreuzung, an | |
der Fußgänger und Radler Vorrang haben und Autos Grün anfordern müssen. | |
Zudem ist eine App für die grüne Welle in Arbeit. Um das Radeln auch über | |
weite Distanzen einfach zu machen, hat der Senat das ausgeschilderte | |
Radroutennetz auf 23 Routen mit 346 Kilometern ausgebaut. Auf dem | |
[2][Geoportal Hamburg können sich Radler günstige Routen] empfehlen lassen. | |
Verbessert hat sich in den vergangenen Jahren auch die Sichtbarkeit des | |
Fahrradverkehrs. Es gibt deutliche Verkehrsführungen an Kreuzungen; breite, | |
rote Passagen markieren die Radspur. Es gibt mehr Fahrradampeln und | |
Tausende zusätzliche Abstellanlagen. Dazu gehören neben Fahrradbügeln | |
verschließbare große Unterstände an Schnellbahnstationen und | |
Park-and-Ride-Plätzen sowie als Experiment kleine Container für Anwohner. | |
Umgeschwenkt ist die Behörde bei der Anlage von Radverkehrsanlagen. Diese | |
sollen jetzt nicht nur breiter, sondern möglichst auch durch Bauelemente | |
vom Autoverkehr getrennt werden, um das Sicherheitsgefühl zu erhöhen. Ein | |
Beispiel dafür ist ein breiter Hochbordradweg in Altona. Zu Lasten des | |
Autoverkehrs wurde ein breiter erhöhter Radweg zwischen Fahrbahn und Fußweg | |
angelegt. Er ist so breit, dass sich Radfahrer bequem überholen können. Die | |
Gefahr, dass ein Auto auf den Radweg gerät, ist nahezu null. | |
73 Prozent der Radwege seien bereits getrennt, gibt die Verkehrsbehörde an. | |
Der Schwenk geht auf eine [3][Einigung des Senats mit der Volksinitiative | |
„Radentscheid] Hamburg“ Anfang 2020 zurück. | |
Die Anstrengungen scheinen zu fruchten: Im Mobilitätsbarometer 2024 des | |
Umweltverbandes BUND, der Allianz pro Schiene und des Deutschen | |
Verkehrssicherheitsrats hat sich Hamburg verbessert. 42 Prozent der | |
Befragten fühlen sich auf dem Fahrrad sicherer als vor fünf Jahren, nur 25 | |
Prozent unsicherer. 50 Prozent gaben an, es gebe ausreichend sichere | |
Radwege – womit Hamburg im Mittelfeld liegt. | |
Beim Fahrradklimatest des ADFC 2022 lag Hamburg unter den Städten mit mehr | |
als 500.000 Einwohnern 2022 unverändert auf Rang sechs von 14 (Note 3,98). | |
Spitzenreiter war Bremen mit 3,57. Die Ergebnisse der Tests für 2024 werden | |
erst im Juni veröffentlicht. | |
Dass mehr Rad gefahren wird, ist in der Stadt deutlich zu spüren. Zu | |
Stoßzeiten sind heute ganze Pulks von Radlern unterwegs. Im Vergleich zum | |
Jahr 2000 hat sich die Zahl der Radler, die werktäglich die Zählstellen | |
passieren, mehr als verdoppelt. Allein seit 2019 ist ein Viertel | |
hinzugekommen. Seit einem Hoch in 2022 mit 22 Prozent an allen Wegen | |
stagniert der Radverkehrsanteil. Bis 2030 will der Senat den Anteil auf 25 | |
bis 30 Prozent steigern. | |
Im Wahlkampf hatten die Grünen das Ziel ausgegeben, jährlich 100 Kilometer | |
Radverkehrsanlagen neu zu bauen oder zu sanieren. Im Koalitionsvertrag | |
ließen sie sich auf 75 Kilometer herunterhandeln. Realisiert wurden im | |
Durchschnitt knapp 60 Kilometer im Jahr. Auch wenn das Ziel verfehlt wurde, | |
ist unter Tjarks Ägide wesentlich mehr gebaut worden als in den beiden | |
vergangenen Legislaturperioden mit knapp 20 und gut 35 Kilometern pro Jahr. | |
Möglich gemacht hat die Steigerung ein Bündnis für den Rad- und Fußverkehr, | |
in das alle Bezirke sowie eine Reihe von Behörden und städtischen | |
Gesellschaften eingebunden sind. Dass die Verkehrswende dennoch kein | |
Selbstläufer ist, zeigen Versuche in den [4][Bezirken Wandsbek und Nord, | |
dem Autoverkehr wieder größeres Gewicht] zu verschaffen. | |
[5][wahl hamburg 3–] | |
28 Feb 2025 | |
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## AUTOREN | |
Gernot Knödler | |
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