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# taz.de -- Deal zwischen Israel und Hamas: Weitere Geiseln freigelassen
> Die Islamisten haben am Samstag insgesamt sechs israelische Staatsbürger
> ans Rote Kreuz übergeben. Derweil wurde bestätigt, dass es sich bei der
> an Israel ausgehändigten Toten um Schiri Bibas handelt.
Bild: Eliya Cohen auf seinem Weg zurück in die Freiheit
Rafah/nuseirat afp | Die islamistische Hamas hat [1][im Rahmen des
Waffenruhe-Abkommens mit Israel] am Samstag sechs Geiseln freigelassen. Das
israelische Militär meldete, dass die sechste und letzte der Geiseln, die
am Samstag freikommen sollten, in Israel eingetroffen sei. Um wen es sich
dabei handelte, wurde zunächst nicht mitgeteilt. Es war aber erwartet
worden, dass es der 36-jährige Hischam al-Sajed sein würde, der 2015
freiwillig in den Gazastreifen gegangen und seitdem festgehalten worden
war. Am Mittag ließ die Hamas in der Stadt Nuseirat im Gazastreifen drei
Männer frei, nachdem sie zuvor bereits in Rafah zwei Geiseln freigelassen
hatte.
Die israelische Armee hatte mitgeteilt, sie habe die drei Freigelassenen
Elija Cohen (27), Omer Schem Tov (22) und Omer Wenkert (23) im Gazastreifen
in Empfang genommen. Die Hamas hatte die drei Männer in Nuseirat an das
Rote Kreuz übergeben, das sie dann nach Angaben eines Reporters der
Nachrichtenagentur AFP in einem Konvoi fortbrachte.
In Rafah hatte die Palästinenserorganisation zuvor Avera Mengistu (39) und
den österreichisch-israelischen Doppelstaatler Tal Schoham (40) an das Rote
Kreuz übergeben. Sie wurden ebenfalls zu Fahrzeugen des Internationalen
Komitees vom Roten Kreuz (IKRK) eskortiert.
Die ersten fünf freigelassenen Geiseln waren in Rafah und Nuseirat von
vermummten und bewaffneten Hamas-Kämpfern auf Bühnen lauter Musik und
palästinensischen Fahnen präsentiert worden, bevor sie an das Rote Kreuz
übergeben wurden. Schoham wurde gezwungen, einige Worte zu sagen. Ähnliche
Inszenierungen der Hamas bei früheren Geiselübergaben waren international
auf scharfe Kritik gestoßen.
## Während der gesamten Geiselhaft angekettet
Terroristen entführten Omer Schem-Tov, Omer Wenkert und Elija Cohen am 7.
Oktober 2023 vom Nova-Musikfestival in der Negev-Wüste. Cohens Partnerin
überlebte das Massaker nach Angaben des Forums der Geisel-Familien, in dem
sie sich unter Leichen versteckte. Cohen soll während seiner gesamten
Geiselhaft angekettet gewesen sein, wie israelische Medien unter Berufung
auf Berichte von jüngst freigelassenen Geiseln meldeten.
Tal Schoham, der auch österreichischer Staatsbürger ist, wurde mit seiner
Frau, ihren beiden Kindern und weiteren weiblichen Angehörigen entführt.
Frauen und Kinder kamen im November 2023 als Teil eines damaligen Abkommens
zwischen Israel und der Hamas frei.
Wie Hischam Al-Sajid war auch der in Äthiopien geborene Mengistu auf eigene
Faust in den Gazastreifen gelang. Er war bereits seit 2014 in der Gewalt
der Hamas ist. Beide Männer sollen unter psychischen Problemen leiden. Die
Hamas veröffentlichte auch Aufnahmen der beiden, im Jahr 2022 wurde
al-Sajid etwa in einem Bett mit Sauerstoffmaske gezeigt. In Israel sorgte
dies für Entsetzen.
## Kibbuz bestätigt die Übergabe von Schiri Bibas
Unterdessen wurde eine am Freitagabend von der Hamas übergebene
Frauenleiche identifiziert. Der Kibbuz Nir Oz bestätigte am Morgen, es
handele sich um die Leiche der verschleppten Geisel Schiri Bibas. Die
sterblichen Überreste der Deutsch-Israelin hätten eigentlich zusammen mit
denen ihrer beiden kleinen Söhne am Donnerstag an Israel übergeben werden
sollen. In dem Sarg, den die Hamas an dem Tag an das Rote Kreuz
ausgehändigt hatte, befand sich jedoch die Leiche einer anderen,
unbekannten Frau. Die Terrororganisation räumte später [2][einen möglichen
Irrtum] ein. Die Vertauschung – ob wissentlich oder versehentlich – hatte
in Israel große Empörung ausgelöst.
Schon in der Nacht zu Freitag hatte die israelische Armee den Tod von
Schiris beiden kleinen Kindern Ariel und Kfir Bibas bestätigt. Sie seien
bereits im November 2023 von den Kidnappern ermordet worden. Nach
Darstellung der Hamas waren sie bei einem israelischen Luftangriff getötet
worden.
## 602 inhaftierte Palästinenser sollen freikommen
Im Gegenzug soll Israel nach palästinensischen Angaben im Rahmen einer
Waffenruhe-Vereinbarung insgesamt 602 inhaftierte Palästinenser freilassen.
Darunter 50 mit lebenslangen Haftstrafen.
Die Hamas ließ drei der sechs Geiseln früher als geplant frei. Drei Männer
sollten gemäß dem Waffenruhe-Abkommen ursprünglich erst kommendes
Wochenende freigelassen werden. Die Islamisten wollten, dass die
Freilassung Dutzender hochrangiger Mitglieder der Terrororganisation aus
israelischen Gefängnissen nicht in letzter Minute scheitert, berichteten
mehrere Medien. Laut der US-Nachrichtenseite Axios gibt es sowohl aufseiten
der palästinensischen Terrororganisation als auch innerhalb der
israelischen Regierung Befürchtungen, dass die erste, sechswöchige Phase
der Waffenruhe nicht wie verabredet bis Anfang März halten könnte – und
wichtige Forderungen dann unerfüllt bleiben.
Seit Beginn der Waffenruhe im Gaza-Krieg am 19. Januar hatten Islamisten im
Gazastreifen in mehreren Runden bislang 19 Geiseln freigelassen. Zusätzlich
kamen fünf aus Israel entführte Thailänder unabhängig von der Vereinbarung
frei.
## Erste Phase des Deals soll offiziell in einer Woche enden
Das mehrstufige Abkommen zwischen Israel und der Hamas sieht vor, dass
während einer ersten, sechswöchigen Phase nach und nach insgesamt 33
Geiseln, darunter acht Tote, im Austausch gegen 1.904 palästinensische
Häftlinge freikommen. Vier weitere Leichen sollen laut Hamas kommende Woche
übergeben werden. Damit wird der Austausch von Geiseln gegen Inhaftierte
der ersten Phase abgeschlossen. Die erste Phase des Deals soll offiziell in
einer Woche enden.
Berichten zufolge haben beide Kriegsparteien bislang, anders als
vorgesehen, [3][noch keine ernsthaften Verhandlungen über die zweite Phase
der Vereinbarung geführt]. Ob sie zustande kommt, ist ungewiss. Sie soll zu
einem endgültigen Ende des Krieges sowie zur Freilassung der noch
verbliebenen Geiseln führen. Im Gazastreifen werden noch mehr als 60
Geiseln festgehalten, etwa die Hälfte davon ist nach israelischen
Informationen nicht mehr am Leben.
Auslöser des Krieges war der Überfall der Hamas und anderer extremistischer
Gruppierungen auf Israel am 7. Oktober 2023, bei dem rund 1.200 Menschen
getötet und mehr als 250 Israelis als Geiseln in den Gazastreifen
verschleppt wurden. Seitdem wurden laut der von der Hamas kontrollierten
Gesundheitsbehörde im Gazastreifen mehr als 48.300 Menschen getötet,
darunter auch viele Frauen und Minderjährige.
22 Feb 2025
## LINKS
[1] /Fragiler-Waffenstillstand-in-Nahost/!6066637
[2] /Uebergabe-getoeteter-Geiseln/!6071101
[3] /Deal-zwischen-Israel-und-Hamas/!6067042
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