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# taz.de -- Jürgen Gottschlich über den Umgang der Türkei mit der PKK: Repre…
Aus Sicht der türkischen Regierung schien die Gelegenheit günstig, mehr als
280 mutmaßliche Mitglieder und Sympathisanten der kurdischen PKK
festzunehmen. Militärisch ist die PKK aus der Türkei weitgehend verdrängt.
Im Nordirak ist sie auch in der Defensive und nach dem Sturz des
[1][syrischen Despoten Baschar al-Assad] schien klar, dass sich die mit der
PKK kooperierende kurdischen Miliz YPG auch nicht mehr lange würde halten
können.
Die türkische Regierung schlug deshalb vor, der Gründer und Chef der PKK,
[2][Abdullah Öcalan], könne von der Gefängnisinsel Imrali entlassen werden,
wenn er die Auflösung seiner Organisation verkünden würde. Nur läuft es
nicht so, wie von Präsident Recep Tayyip Erdoğan erhofft. Der jetzt
75-jährige Öcalan würde zwar verständlicherweise seine letzten Lebensjahre
gerne in Freiheit verbringen, doch im Moment würde sein Aufruf zur
Auflösung der Guerilla und Niederlegung der Waffen eher verpuffen.
Warum sollte die PKK darauf eingehen, wenn die türkische Regierung im
Gegenzug außer einer möglichen vorzeitigen Entlassung Öcalans so gar nichts
anbietet? Auch die neuen Herrscher in Damaskus sind bisher nicht bereit,
den Kurden entgegenzukommen.
Erdoğan lässt deshalb den Druck auf die Kurden und die gesamte Opposition
in der Türkei erhöhen nach dem Motto: Wenn ihr uns nicht freiwillig gebt,
was wir wollen, zeigen wir euch die Daumenschrauben. Doch das hat in dem
seit über 40 Jahren andauernden Konflikt mit der PKK und der kurdischen
Minderheit insgesamt noch nie genutzt. Tausende sind im Kampf für mehr
Autonomie bereits getötet worden oder sitzen im Gefängnis. Mit Repression
allein wird Erdoğan nicht weiterkommen.
Auch wenn viele Kurden weiter von einem eigenen Staat träumen, der für die
Türkei, Irak und Syrien nicht infrage kommt, gäbe es andere Modelle. Es
muss nicht eine [3][Autonomieregierung wie im Nordirak] sein. Mehr
kommunale Selbstverwaltung in den kurdisch dominierten Gebieten der Türkei
und Syrien wäre sicher eine Möglichkeit. Doch statt gemeinsam mit der
Übergangsregierung in Damaskus eine Lösung zu erarbeiten, setzt Ankara
erneut auf Gewalt. Eine große Gelegenheit für Frieden wird so vielleicht
verspielt.
20 Feb 2025
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## AUTOREN
Jürgen Gottschlich
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