# taz.de -- antisemitismus-resolution: Etwas Prävention, viel Repression | |
> Bundestag spricht sich Donnerstag gegen Antisemitismus an Unis aus | |
Von Frederik Eikmanns | |
Schon seit Bekanntwerden im Herbst gibt es Kritik an der geplanten | |
Resolution gegen Antisemitismus im Bildungssektor. Eingebracht von SPD, | |
Grünen, FDP und Union, soll der Antrag am Donnerstag beschlossen werden. | |
Auch in der finalen Version des Textes stehen strittige Forderungen und | |
Formulierungen. | |
Vorangestellt ist eine Art Bestandsaufnahme. Die Tatsachen sind so bekannt | |
wie erschreckend: Mit dem Massaker der Hamas an Israelis am 7. Oktober 2023 | |
stieg auch in Deutschland die Zahl antisemitischer Vorfälle massiv. Das | |
gilt auch für Unis, selbst wenn Untersuchungen zeigen, dass Studierende | |
seltener antisemitische Einstellungen haben als Durchschnittsbürger*innen. | |
Bei propalästinensischen Protesten sind seitdem immer wieder antisemitische | |
Parolen zu hören, teils schmieren Aktivist*innen Hamas-Symbole an | |
Wände. Jüdische Studierende fühlen sich oft nicht mehr sicher. Auch zu | |
körperlichen Angriffen kommt es: In Berlin verletzte ein | |
propalästinensischer Aktivist Anfang 2024 einen jüdischen Studenten schwer. | |
Auch an Schulen gibt es vermehrt antisemitische Vorfälle. | |
Die Resolution leitet aus all diesen Entwicklungen verschiedene Forderungen | |
ab. So müsse die Forschung zu jüdischer Gegenwart und Antisemitismus | |
gestärkt werden. Außerdem solle das Thema in der Ausbildung von | |
Lehrer*innen eine größere Rolle spielen. So weit gehen auch die | |
Kritiker*innen mit. | |
Dann sind da aber eben noch die Stellen, die für Unmut sorgen. Zum einen | |
bekennt sich der Antrag einmal mehr ausschließlich zur umstrittenen | |
IHRA-Definition von Antisemitismus. Die fasst Judenhass sehr weit. Zu weit, | |
finden manche, die befürchten, so werde legitime Kritik an Israel zu | |
Antisemitismus umdeklariert. Die Definition ist auch insofern entscheidend | |
für die Kritiker*innen, als die Resolution fordert, sicherzustellen, dass | |
Fördermittel des Bundes „ausschließlich nach dem Maßstab der | |
wissenschaftlichen Exzellenz vergeben werden“. Letztere sei unvereinbar mit | |
Antisemitismus. Wenn dafür die IHRA-Definition angelegt wird, könnte das | |
auch israelkritische, aber nicht antisemitische Projekte und | |
Wissenschaftler*innen treffen, so die Befürchtung. | |
Zudem wird in der Resolution die Ex-Bildungsministerin Bettina Stark | |
Watzinger (FDP) für ihren Einsatz gegen Judenhass gelobt. Dabei war | |
Stark-Watzinger fast darüber gestürzt, dass Beamt*innen ihres | |
Ministeriums planten, Wissenschaftler*innen die Gelder zu streichen, | |
wenn sie Israel kritisieren. | |
Die Resolution setzt zudem auf einen repressiven Ansatz zur Bekämpfung von | |
Antisemitismus. So wird gefordert, den Unis mehr Möglichkeiten zu geben, | |
gegen Studierende vorzugehen. Die Exmatrikulation müsse in schweren Fällen | |
möglich sein. Und auch die Kooperation zwischen Unis und den | |
Sicherheitsbehörden solle vertieft und ausgebaut werden. Schließlich sollen | |
laut Resolution die Unterstützer*innen der umstrittenen Bewegung | |
Boycott Divest Sanctions (BDS) an den Unis keinen Platz haben. Unter | |
Expert*innen ist umstritten, ob BDS, das sich für eine Isolierung | |
Israels ausspricht, wirklich antisemitisch ist. | |
Der Bundestag hatte im November 2024 schon eine breiter angelegte | |
Resolution gegen Antisemitismus insgesamt beschlossen. Auch diese wurde von | |
zivilgesellschaftlichen Gruppen und Expert*innen kritisiert. | |
29 Jan 2025 | |
## AUTOREN | |
Frederik Eikmanns | |
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