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# taz.de -- Heißer Winter mit Ansage
> Vor dem Start der diesjährigen Tarifrunde bei der BVG hat die
> Gewerkschaft Verdi hohe Gehaltsforderungen erhoben – und die
> Verkehrsbetriebe winken ab. Bald könnte es zu ersten Streiks kommen
Von Claudius Prößer
Vor den Tarifverhandlungen für ihre Beschäftigten und angesichts der
Gehaltsforderungen der Gewerkschaft Verdi setzt die BVG auf Konfrontation:
„Die aktuelle Verdi-Forderung ist nicht finanzierbar“, sagte
BVG-Personalvorständin Jenny Zeller-Grothe am Wochenende. „Ich glaube, das
ist für die Gewerkschaft auch keine Schock-Erkenntnis, sondern das wird
Verdi bewusst sein.“
Die Verhandlungsrunde zwischen der Gewerkschaft und dem Kommunalen
Arbeitgeberverband in Vertretung der Verkehrsbetriebe beginnt mit einem
ersten Gespräch am Mittwoch. Was die Sätze von Zeller-Grothe schon erahnen
lassen: Besonders harmonisch dürfte es dabei nicht zugehen, denn Verdi hat
die Latte vier Jahre nach dem letzten Entgelttarifabschluss sehr hoch
gelegt.
750 Euro mehr Lohn im Monat sowie ein 13. Monatsgehalt stehen auf dem
Wunschzettel der Gewerkschaft, dazu eine Fahrdienstzulage in Höhe von 300
Euro sowie 200 Euro Schichtzulage. Man meine das ernst und sei „auf alles
eingestellt, bis hin zum Erzwingungsstreik“, sagte Verdi-Verhandlungsführer
Jeremy Arndt. Die Gewerkschaft begründet die Forderungen insbesondere mit
der hohen Inflation.
Auch die Bereitschaft zum Arbeitskampf ist da – schon im Januar könnte es
erste Warnstreiks geben. Diese würden allerdings mit 24 Stunden Vorlauf
angekündigt, hieß es. Die Fahrgäste sollen also nicht völlig kalt erwischt
werden.
Die hohen Forderungen [1][erscheinen in einem anderen Licht], wenn man sich
das Gehaltsniveau der BVG-Beschäftigten ansieht: So liegt das Berliner
mittlere Bruttoeinkommen derzeit bei 3.875 Euro, das Einstiegsgehalt eines
BVG-Busfahrers dagegen bei gerade mal 2.806 Euro.
Nicht so gut passen die Lohnforderungen freilich zu den schmerzhaften
Einsparungen, die die schwarz-rote Koalition gerade beschlossen hat: Die
BVG soll mit jährlich rund 100 Millionen Euro weniger auskommen. Der taz
sagte eine Sprecherin der Senatsfinanzverwaltung kürzlich, dass in den
Mitteln für die Verkehrsbetriebe zwar „eine gewisse Summe für
Tarifanpassungen eingeplant“ sei. Da die BVG als Anstalt des
öffentlichen Rechts selbstständig wirtschafte, könne von einer
grundsätzlichen Übernahme der Kostensteigerungen durch den Senat aber nicht
die Rede sein.
Die verkehrspolitische Sprecherin der Grünen-Fraktion, Antje Kapek, nannte
am Freitag „die Forderungen nach besseren Löhnen und fairen Bedingungen
berechtigt und dringend notwendig, um die BVG wieder handlungs- und
konkurrenzfähig zu machen“. Das landeseigene Unternehmen stecke in einer
„tiefen Krise“, die „im deutschlandweiten Vergleich niedrigsten Löhne“
verstärkten die Personalnot.
Dabei, so Kapek, trage der Senat eine Mitverantwortung, denn die
Haushaltskürzungen gefährdeten das Angebot für Bus und Bahn massiv. Statt
Sparpolitik brauche es Investitionen und „ein klares Signal: Der Nahverkehr
ist das Rückgrat einer funktionierenden Stadt und muss gestärkt werden.“
Erst letzten April hatten BVG und Verdi nach monatelangen Verhandlungen und
etlichen Streiktagen [2][einen Manteltarifvertrag abgeschlossen], der
bessere Arbeitsbedingungen für die 14.000 BVG-Beschäftigten und ihre knapp
2.000 KollegInnen bei der Tochterfirma BT festlegt.
13 Jan 2025
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## AUTOREN
Claudius Prößer
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