# taz.de -- berliner szenen: Der Pool ist nur zum Ansehen da | |
Ein Pool!“, freuen wir uns in einem der Raucherbereiche des KitKat Clubs, | |
als wir das Wasser und den pinken Flamingo-Schwimmreif am Beckenrand | |
entdecken, und ärgern uns im selben Moment, keine Badesachen anzuhaben. | |
Badeshorts sind an dem Abend die meistgesehene Kleidung der männlich | |
gelesenen Menschen hier. Die weiblich gelesenen tragen Latexröcke oder | |
Tangas. Ich überlege gerade, ob ich einfach in Unterwäsche schwimmen gehen | |
soll, als eine Frau sich entkleidet und auf den Pool zugeht. Als sie | |
Anstalten macht zu springen, wird sie von einem Aufpasser aufgehalten: „Der | |
Pool ist nur zum Ansehen da.“ | |
Ein wenig später haben einige zumindest ihre Füße im Wasser. Wir tun es | |
ihnen gleich. Dabei fällt der Freundin ihre Haarspange in den Pool. Ich | |
frage den Aufseher, ob es keine Möglichkeit gibt, die Spange rauszuholen. | |
Er schüttelt den Kopf. Ich insistiere irritiert: „Nicht einmal einen Besen, | |
mit dem wir sie rausfischen könnten?“ Er winkt ab: „Da kann man für heute | |
nichts mehr machen. Ihr hättet eben aufpassen sollen.“ Ich versuche es mit | |
Charme. Er sieht mich nur grimmig an: „Das wird bei der nächsten Reinigung | |
erledigt. Bis dahin müsst ihr die Spange abschreiben.“ | |
Den Rest des Abends machen wir immer wieder Witze darüber, wer von uns zum | |
Pool zurückkehrt, trotz Verbots nach der Spange taucht und dafür einen | |
Rausschmiss und womöglich auch noch ein lebenslanges Eintritssverbot | |
kassiert. Nach kurzem Kontakt mit den Darkrooms und der Pipi-Zelle könnte | |
ich mit einem Eintrittsverbot gut leben. Den Mumm, mich mit dem Aufpasser | |
anzulegen, habe ich dennoch nicht. Irgendwann werden wir müde und verlassen | |
die Tanzfläche, um noch den Sonnenaufgang am Spreeufer zu erleben. Als wir | |
aus dem Club rauskommen, ist es längst hell. Unsere wiedererlangten Handys | |
zeigen 6 Uhr. Eva-Lena Lörzer | |
19 Aug 2024 | |
## AUTOREN | |
Eva-Lena Lörzer | |
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