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## Die Bild-Zeitung auf taz-Spuren | |
Der Ton war etwas brüsk, damals auf dem SPD-Parteitag 2003 in Bochum, als | |
der damalige Chef des taz-Parlamentsbüros, Jens König, den | |
SPD-Generalsekretär Olaf Scholz interviewte. Im Ergebnis wollte die | |
Pressestelle das taz-Interview nicht freigeben, da die Fragen „zu pfeffrig“ | |
gewesen seien. Die taz veröffentlichte es gleichwohl – mit Schwärzungen und | |
unter dem Titel „Geheime Verschlusssache Interview“. Gleichzeitig rief sie | |
die Branche dazu auf, das „Autorisieren-Lassen“ von Interviews, also die | |
Freigabe nach Gegenlesen und Glätten, endlich einzustellen. Tatsächlich | |
schlossen sich acht Zeitungen an. | |
Es war sehr unterhaltsam nachzulesen, mit welchen autorisierungswütigen | |
PolitikerInnen es die Konkurrenz schon zu tun hatte – die Financial Times | |
Deutschland etwa zeigte liebevoll die handschriftlichen Annotationen des | |
damaligen CSU-Chefs Edmund Stoiber. Leider verlief die Kampagne dann im | |
Sande: Auch die taz fügte sich sehr bald wieder dem sehr deutschen | |
Autorisierungsbrauch. | |
Wenn nun, mehr als 20 Jahre nach der taz-Aktion, die Bild-Zeitung die Idee | |
aufgreift und das Ende der Interview-Beschönigung verkündet, finden wir das | |
also gar nicht verurteilenswert. Nur vielleicht ein wenig langsam. | |
Andererseits: Autorisierung kann auch mehr Pfeffer bedeuten. Daran | |
erinnerte Kollege W. am Mittwoch: „Hat Joschka Fischer sein | |
Abschiedsinterview bei uns nicht sogar noch nachgewürzt?“ | |
Ulrike Winkelmann | |
13 Jun 2024 | |
## AUTOREN | |
Ulrike Winkelmann | |
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