# taz.de -- das wird: „Wir schaukeln uns dann auch zusammen ein bisschen hoch… | |
> Das Metropolis zeigt eine Retrospektive zum 125. Geburtstag von Alfred | |
> Hitchcock. Zum Auftakt gibt’s den Stummfilm „The Lodger“ mit Live-Musik | |
Interview Wilfried Hippen | |
taz: Herr Lohse, welche Art Musik machen Sie zu Alfred Hitchcocks Stummfilm | |
„The Lodger“? | |
Christoph Lose: Wir sind zu dritt: Ich spiele Synthesizer, Alex Blancke | |
spielt Gitarre sowie Synthesizer und Andreas Fritzsche macht Percussion und | |
Live-Sampling. Wir versuche mit unserm Instrumentarium Stimmungen zu | |
finden, die zu dem Film passen. Wir wollen keinen Sound, der zu der Zeit | |
passt, in der der Film entstanden ist. Wir versuchen so eine Brücke | |
zwischen Vergangenheit und Gegenwart zu bauen. | |
Sie arbeiten dafür mit Samples von Musik aus den 1920er-Jahren? | |
Ja, unser Kompositionsansatz ist, mit Loops und Samples zu arbeiten. Dafür | |
haben wir uns die Musik von Swing-Orchestern von damals angehört. Davon | |
haben wir kleine Schnipsel genommen und daraus neue Klänge gebaut. | |
Wie kam Ihre Band dazu, Stummfilme zu begleiten? | |
Wir spielen in verschiedenen Bands seit über 20 Jahren zusammen Musik und | |
haben fast immer Instrumentalmusik gemacht. So haben wir etwa postrockige | |
Tanzmusik in Clubs gespielt. Vor einiger Zeit haben wir vom | |
Elbjazz-Festival die Anfrage bekommen, ob wir nicht einen Stummfilm | |
vertonen wollten. | |
Welchen? | |
Das war „Das Kabinett des Dr. Caligari“ | |
„Caligari“ zählt zusammen mit „Metropolis“ und „Nosferatu“ zu den | |
Klassikern, die oft aufgeführt und vertont werden. „The Lodger“ von Alfred | |
Hitchcock wird dagegen selten gezeigt. Warum haben Sie sich trotzdem für | |
ihn entschieden? | |
Ja, der ist ein wenig spezieller. Bei unserem zweiten Stummfilmprojekt | |
wollten wir, dass es eine geradlinig erzählte Geschichte gibt. Bei „The | |
Lodger“ gibt es zwar auch einige experimentelle und expressionistische | |
Elemente, aber es ist ein spannender Hitchcock-Film. Jeder kennt seine | |
Meisterwerke, aber viele wissen nicht, dass er davor auch Stummfilme | |
gemacht hatte. | |
Mit der Premiere ihrer Filmmusik beginnt auch eine große | |
Hitchcock-Retrospektive im Hamburger Metropolis. Haben Sie die Musik für | |
diesen Anlass maßgeschneidert? | |
Nein, wir haben zehn Monate an der Musik gebastelt. Wir wussten zwar schon, | |
dass in diesem Jahr der 125. Geburtstag von Hitchcock gefeiert wird, aber | |
von dieser Retrospektive wussten wir nichts. | |
Nun ist ein Stummfilmkonzert schon deshalb etwas Besonderes, weil die | |
Musiker*innen halbwegs synchron mit dem Film spielen sollten. Wie | |
kriegen Sie das hin? | |
Wir gucken die ganze Zeit auf die Leinwand. Interessant ist, dass wir das | |
ja als Band machen und zusammen auf den Film reagieren, aber auch | |
gleichzeitig auf das achten, was die anderen spielen. Der Film wird so zu | |
einem weiteren Element des Zusammenspiels und wir schaukeln uns dabei dann | |
auch zusammen ein bisschen hoch. | |
Aber im Gegensatz zum Kultfilm „Caligari“ werden sie den Hitchcock wohl | |
nicht so oft vorführen können … | |
Wir haben jetzt mit dem Booking angefangen und es besteht Interesse. So | |
haben wir etwa herausgefunden, dass es in Eutin ein kleines | |
Hitchcock-Filmfestival gibt und da werden wir dann im September auftreten. | |
13 Jun 2024 | |
## AUTOREN | |
Wilfried Hippen | |
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