# taz.de -- Frederik Eikmanns und Luisa Ederle überdie propalästinensische Be… | |
Presse ist nicht erwünscht – das machen sowohl die Besetzer*innen als | |
auch Vertreter*innen der Uni klar. Stirnrunzeln bei den zahlreichen | |
Journalist*innen, die am Donnerstag zum Sozialwissenschaftlichen Institut | |
der Humboldt-Universität (HU) gekommen sind, um über die neuste | |
propalästinensische Besetzung zu berichten. Drinnen wird Uni-Präsidentin | |
Julia von Blumenthal gleich mit den Besetzer*innen über deren | |
Forderungen diskutieren, und da wäre man doch zu gern dabei. Aber nicht mal | |
die Uni-Zeitung der HU darf durch. | |
„Ich kann es verstehen, das ist ja auch, um die Anwesenden zu schützen“, | |
sagt eine Unterstützerin vor dem Tor. Ein handschriftlich geschriebenes | |
Schild am Zaun warnt vor Kameras und Journalisten, die live streamen | |
würden. Die drei Polizist*innen, die den Eingang bewachen, strecken die | |
Brust raus und machen die Schultern breit. Auch Student*innen, die den | |
Besetzer*innen Wassereis gekauft haben, dürfen nun nicht mehr rein. | |
Drinnen seien bereits 50 Personen, für mehr sei der Hörsaal nicht | |
ausgelastet. | |
Rund 100 Personen hatten das Uni-Gebäude in der Nähe vom S-Bahnhof | |
Friedrichstraße am Mittwochnachmittag besetzt. Sie wollen die HU dazu | |
bringen, sich für einen Waffenstillstand in Gaza auszusprechen, die Uni | |
soll außerdem alle Verbindungen nach Israel abbrechen und die „Repression“ | |
gegen propalästinensische Studierende und Dozierende einstellen. „Welcome | |
to the Jabalia Institute“ steht auf einem meterbreiten Banner. Aus | |
Solidarität haben sie die Einrichtung nun nach Gazas größtem | |
Flüchtlingscamp benannt. | |
Die Fenster am Institut haben sie über und über mit Slogans bedeckt. „Free | |
Gaza“ steht auf den bodentiefen Glasscheiben des | |
Sozialwissenschaftsgebäudes der HU Berlin, aber auch „From the river to the | |
sea“, ein Spruch, der Israel das Existenzrecht abspricht. | |
Die Besetzer*innen tragen fast alle Atemschutzmasken oder haben sich | |
mit der Kūfīya vermummt. Draußen: hunderte Beamt*innen in schwerer | |
Ausrüstung. Zwischenzeitlich kreist ein Hubschrauber über dem Geschehen. | |
Die Besetzer*innen werfen Flugblätter vom Dach und spielen arabische | |
Musik, die durch die Straße hallt. | |
Hinter der Polizeikette versammeln sich schnell auch einige hundert | |
Unterstützer*innen. Sie skandieren Slogans wie „Fuck the occupation“ | |
aber auch „Jallah Intifada“. Als Intifada werden die Palästinenseraufstän… | |
in den 1980er und den frühen 2000er Jahren bezeichnet, während denen | |
palästinensische Terrorist*innen hunderte israelische | |
Zivilist*innen töteten. | |
Jüdische Studierende haben in den vergangenen Wochen wiederholt gewarnt, | |
dass die Proteste eine Bedrohung für sie seien. Die Demonstrant*innen | |
vor dem HU-Gebäude wischen das beiseite: „Ich verstehe nicht, wovon man | |
sich bedroht fühlen soll“, sagt eine Studentin. Ein Medizinstudent, der | |
einige Meter weiter steht, sagt: „Wir demonstrieren nicht gegen jüdische | |
Menschen, sondern gegen einen genozidalen Staat.“ | |
Am Donnerstag hält ein Demonstrant auch ein Pappschild mit „Jewish Students | |
for a free Palestine“ hoch. Etwas später kommt eine Person, die sich mit | |
einer israelischen Flagge vermummt hat, in der Hand ein Banner mit der | |
Aufschrift: „Antifascist Action“. Aus den rund 200 | |
Besetzungs-Unterstützer*innen gehen einige auf ihn zu und bilden eine Kette | |
vor ihm. | |
Von dem Gespräch zwischen Uni und Besatzer*innen dringt nichts nach | |
draußen. Von der Uni hieß es, dass die Besetzer*innen danach bis 18 Uhr | |
das Gebäude räumen würden. Die wiederum wollten bleiben, bis ihre | |
Forderungen erfüllt sind. | |
24 May 2024 | |
## AUTOREN | |
Frederik Eikmanns | |
Luisa Ederle | |
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