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1 Es hätte alles auch ganz anders kommen können
Welche Zufälle haben einen zu dem Menschen gemacht, der man heute ist?
Welche dazu geführt, dass man einen anderen Weg nicht eingeschlagen hat?
Diese Fragen hat Paul Auster, der am Dienstag mit 77 Jahren gestorben ist,
in seinen Büchern immer und immer wieder verhandelt. Am ausführlichsten im
Roman „4 3 2 1“, in dem er vier Varianten des Lebens seines Protagonisten
erzählte. Auster verarbeitete da auch einen Unfall, dessen Zeuge er als
Teenager in einem Sommerferienlager wurde. Auf einer Wanderung wurde ein
Junge knapp neben ihm vom Blitz getötet. Warum dieser Junge, warum nicht er
selbst? Fragen, auf die es keine wirkliche Antwort gibt, die Auster aber
nie wieder losließen.
2 New York hat etwas Magisches
In den 90er Jahren prägte Auster mit seinen Bestsellern und den Drehbüchern
für die Filme „Smoke“ und „Blue in the Face“ auch das New-York-Bild vi…
Deutscher. Im Roman „Mond über Manhattan“ wird der Central Park zu einem
Zufluchtsort, an dem der Held als Obdachloser den Menschenmassen entkommt
und zwischen den Felsen Unterschlupf findet. Die Filme spielen dagegen in
Brooklyn, lange bevor es hip wurde. Harvey Keitel ist ein Ladenbesitzer,
der jeden Tag ein Foto von der unscheinbaren Straße vor seinem Laden macht.
Er hält es da mit einer Maxime Gustave Flauberts: „Alles wird interessant
und wichtig, wenn man lange genug hinsieht.“
3 Anspruchsvolle Literatur kann unterhaltsam sein
Bekannt wurde Auster in den 80ern mit „Stadt aus Glas“,einem postmodernen
Spiel mit der klassischen Detektivgeschichte. Darin meldet sich ein
anonymer Anrufer bei der Hauptfigur und möchte Paul Auster sprechen. Die
Antwort der Figur: „There’s no one here by that name.“ Bei allen
literarischen Experimenten zeichnet Austers Bücher aber vor allem eins aus:
Sie sind sehr unterhaltsam zu lesen.
4 Computer sind nicht so wichtig
Auster schrieb all seine Bücher zunächst mit der Hand und tippte sie dann
auf seiner Olympia-Reiseschreibmaschine ab. Der widmete er sogar ein
eigenes Buch. Mit Computern wurde er nie warm. Ihre Tastaturen fühlten sich
für ihn nicht richtig an, sagte er mal.
5 Bücher sind Zeitkapseln
Die Nachricht von Austers Tod bewegte in den vergangenen Tagen viele
Menschen. An den Trauerbekundungen in den sozialen Medien merkte man: Die
Erinnerung an seine Bücher sind Zeitkapseln des eigenen Lebens. Nach
Jahrzehnten erinnert man sich nicht so genau an die Handlung oder
sprachliche Feinheiten, sondern vor allem an die eigene Lebensphase und
daran, was einen beschäftigte, als man das Buch las. (jap)
4 May 2024
## AUTOREN
Jan Pfaff
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