# taz.de -- das wird: „Ich kenne das Gefühl, als Fremde in einem Land zu leb… | |
> Für den Film „Istina“ haben Tamara Denić und ihr Team den Studenten-Ocar | |
> bekommen: Heute ist Premiere | |
Interview Wilfried Hippen | |
taz: Frau Denić, in Ihrem Kurzfilm „Istina“ geht es um eine serbische | |
Journalistin, die mit ihrer Tochter vor serbischen Rechtsradikalen nach | |
Deutschland flieht. Wird da eine Geschichte erzählt, die vor allem Ihnen am | |
Herzen liegt? | |
Tamara Denić: Uns allen liegt die Geschichte am Herzen, dem ganzen Team: | |
Das Drehbuch stammt von David M. Lorenz, André Stahlmann war Kameramann und | |
Christian Siée hat „Istina“ produziert. Aber es stimmt, ich bin im Team die | |
Einzige, die diesen kulturellen Hintergrund hat. Und ich wollte dies gerade | |
bei meinem Abschlussfilm an der Media School mit einfließen lassen, weil es | |
Teil meiner kreativen Identität ist. Ich habe die anderen im Team dann | |
gefragt, ob sie daran interessiert sind. Und die fanden das toll. | |
Und warum haben Sie sich entschieden, die Filmhandlung in Serbien zu | |
verorten? | |
Ich komme ja aus Bosnien, habe aber auch Familie in Serbien. Vor allem aber | |
aus geopolitischen Gründen haben wir uns für Serbien entschieden. Als wir | |
den Film entwickelt haben, hatte gerade der Angriffskrieg von Russland auf | |
die Ukraine begonnen und in dieser Zeit sind in Serbien extreme | |
Pro-Russland-Demonstrationen eskaliert. | |
Bei solch einem Film geht es ja um Nuancen: Den anderen in Ihrem Team waren | |
Milieu und Thema eher fremd. Wie haben Sie dieses Problem gelöst? | |
Wir haben zusammen eine Recherchereise nach Serbien gemacht und waren da | |
eine Woche lang zusammen, um die Mentalität der Menschen zu beschnuppern. | |
Davon hat sich unser Drehbuchautor inspirieren lassen. Wir haben eng | |
zusammengearbeitet und ich habe ihm Input gegeben. So habe ich zum Beispiel | |
erzählt, dass im Balkan quasi alle rauchen und schwarzen Kaffee trinken. | |
Und dass auch jede Oma irgendwie so ist wie meine. Unsere Oma im Film ist | |
quasi Repräsentationsfigur für eine ganze Generation. | |
Und erkennen Sie sich selbst nicht in dem Kind wieder, das zusammen mit | |
seiner Mutter nach Deutschland flieht? | |
Ich bin auch mit einer alleinerziehenden migrantischen Mutter in | |
Deutschland aufgewachsen und kenne das Gefühl, in einem Land als Fremde zu | |
leben. Ich sehe mich nicht als Deutsche, aber auch nicht als Bosnierin. Und | |
ich frage mich, was wäre gewesen,wenn es den Jugoslawienkrieg nicht gegeben | |
hatte. Wäre ich dann auch eine Regisseurin geworden? Oder vielleicht schon | |
dreifache Mutter? | |
Ihr Film wird ja heute in einer Sondervorführung im Hamburger Abaton-Kino | |
vorgeführt, aber er ist auch [1][in der ARD-Mediathek abrufbar]. Was denken | |
Sie darüber? | |
Uns ist es wichtig, mit dem Film so viele Leute wie möglich zu erreichen, | |
und die ARD Mediathek ist dafür die perfekte Plattform. Aber das Kino | |
bietet mit der großen Leinwand und dem perfekten Tonsystem ein ganz anderes | |
Erlebnis. Es ist ein Event, und im Anschluss gibt es eine Diskussion mit | |
mir und Tilman Clauß von „Reporter ohne Grenzen“ Das ist eine große Ehre. | |
29 Apr 2024 | |
## LINKS | |
[1] https://www.ardmediathek.de/video/kurzfilmnacht/istina-wahrheit/br-fernsehe… | |
## AUTOREN | |
Wilfried Hippen | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |