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# taz.de -- Senegales:innen wollen an Unis studieren
> Doch das koloniales Erbe und der Unterricht auf Französisch erschweren
> schon Kindern das Lernen
Aus St. Louis und Dakar Katrin Gänsler
Senegals Hauptstadt Dakar ist Westafrikas Standort für internationale
Organisationen und UN-Behörden. Junge Senegales:innen haben längst
erkannt, wie wichtig ein Studium und gute Englischkenntnisse sind. Die Zahl
der Abiturient:innen steigt beständig. Während es 2013 noch gut
110.000 waren, zählten die Behörden zehn Jahre später mehr als 155.000. Die
staatliche Universität Cheik Anta Diop gilt als eine der
prestigeträchtigsten in ganz Westafrika, ist aber zunehmend von
Unterrichtsausfall geplagt. Dazu kommen weitere Schulen wie die Nationale
Verwaltungsschule (ENA), die auf eine Karriere bei Behörden vorbereiten.
Trotzdem gibt es massive Bildungsprobleme. Nach Angaben des
Kinderhilfswerks Unicef aus dem Jahr 2016 schloss nur gut jedes dritte Kind
die sechsjährige Grundschule ab. Mehr als 1,5 Millionen Kinder erhalten gar
keine formale Bildung. Dabei ist der Schulbesuch für 6- bis 16-Jährige
obligatorisch und an staatlichen Schulen theoretisch kostenfrei.
Tatsächlich fallen aber Gebühren für Schuluniformen, Schreibmaterial,
Bücher sowie Einschreibegebühren für Prüfungen an. Weiterführende Schulen
besuchen bis heute mehr Jungen als Mädchen. Vor allem in ländlichen
Regionen wird ihre Ausbildung früh beendet. Knapp jedes dritte Mädchen ist
im Alter von 18 Jahren bereits verheiratet.
Als schwierig gilt auch der Unterricht auf Französisch. Frankreich war bis
1960 Kolonialmacht und hat auch im Bildungssystem deutliche Spuren
hinterlassen. Die Mehrheit der Bevölkerung spricht die offizielle Sprache
gar nicht. 2013 war bei mehr als drei von vier Senegales:innen
stattdessen Wolof die Muttersprache. Grundschüler:innen haben deshalb
Schwierigkeiten, dem Unterricht zu folgen. Bemühungen, stattdessen Sprachen
wie Wolof oder Fulbe zu nutzen, hat es bisher kaum gegeben.
Dementsprechend ernüchternd sind die PISA-Ergebnisse für Senegal aus dem
Jahr 2017, in dem das Land erstmals teilnahm. Weniger als 10 Prozent der
15-Jährigen erreichten die Mindestkompetenz in Lesen, Mathematik und
Naturwissenschaften.
Koranschulen bleiben populär, weil der Islam eine zentrale Rolle in
Senegals Gesellschaft spielt und Marabus einflussreich sind. Eltern, die
ihre Kinder auf eine Daara schicken, verbinden damit auch noch andere
Hoffnungen: Sie gehen davon aus, dass ihren Kindern dort eher Werte
vermittelt werden als an staatlichen Schulen.
27 Mar 2024
## AUTOREN
Katrin Gänsler
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