# taz.de -- Simulationen des Spreeparks | |
> Das legendäre Ausflugslokal Eierhäuschen ist jetzt ein Kunstraum. Die | |
> erste Ausstellung im Spreepark Art Space kommt gegen den Ort an sich | |
> jedoch kaum an | |
Bild: Außenaufnahme des Eierhäuschens (Spreepark Art Space) von der Spree aus | |
Von Verena Harzer | |
In einem der vier neu eröffneten Ausstellungsräume im Berliner Eierhäuschen | |
riecht es unangenehm. Das sei der frisch verlegte dunkelgraue Teppich, sagt | |
die Künstlerin und Architektin Annett Zinsmeister. Der chemische Geruch | |
steht im Kontrast zum üppigen Grün der deckenhohen, mit Wald bedruckten | |
Fotovorhänge, die den Raum umschließen und sich teils in ihn | |
hineinschlängeln. | |
Lieber schnell wieder dahin, wo die echten Bäume stehen, wo es angenehm | |
nach frischer Luft riecht und unverstellter Spreeblick wartet. So ein Ort | |
liegt nämlich direkt vor der Haustür der Ausstellung „Park Einsichten“, in | |
der auch die Arbeit „Tracing Spreepark“ von Annett Zinsmeister gezeigt | |
wird. | |
Das legendäre Berliner Ausflugslokal Eierhäuschen ist endlich wieder ein | |
verlockender Ausflugsort. 1990 musste es schließen, jetzt ist es frisch | |
saniert. Und wird umfassend bespielt: Im Mai vergangenen Jahres hat der | |
Biergarten „Zum Anleger“ eröffnet, seit Anfang dieses Jahres werden die | |
Gäste im Restaurant „Ei-12347-B“ bedient. | |
Seit vergangenem Wochenende sind nun auch Kunst und Kultur in das Haus | |
eingezogen: [1][Das Eierhäuschen] ist jetzt offiziell das feste Zuhause der | |
interdisziplinären Plattform „Spree Park Art Space“ unter der | |
künstlerischen Leitung von Katja Aßmann. | |
Zukünftig sind pro Jahr vier Ausstellungen zu den Themen Landschaft, Natur, | |
Architektur und öffentlicher Raum geplant. Außerdem sollen | |
Künstlerresidenzen das Haus beleben. Den Startschuss gab die Ausstellung | |
„Park Einsichten“. Leider ohne großen Paukenschlag. | |
Dabei ist das Konzept einleuchtend: Der direkt neben dem Eierhäuschen | |
gelegene „Spreepark“ soll in den Ausstellungsräumen des Eierhäuschens | |
erlebbar gemacht werden. Denn noch ist das Gelände nicht öffentlich | |
zugänglich. | |
Dieser [2][„Spreepark“] ist ein besonderer Ort. 1969 eröffnete er als | |
„Kulturpark Plänterwald“, [3][als einziger Vergnügungspark der DDR]. Nach | |
der Wende wurde er unter dem Namen „Spreepark“ privat weitergeführt. Ohne | |
Erfolg. Im Jahr 2001 musste der Betreiber Insolvenz anmelden und überließ | |
den Park seinem Schicksal. | |
Als sogenannter „Lost Place“ erlangte der Ort neue Popularität. Die im | |
Internet kursierenden Bilder von dem sich im Wind langsam drehenden, | |
verrosteten Riesenrad, den umgefallenen, meterlangen Plastikdinosauriern | |
oder den überwucherten Gleisen einer Achterbahn, die im geöffneten Mund | |
eines riesigen Tigers verschwand, faszinierten Menschen in der ganzen Welt. | |
Im Jahr 2014 gelangte der „Spreepark“ wieder in den Besitz des Landes | |
Berlin, seit 2016 ist die landeigene Grün Berlin GmbH für die Entwicklung | |
des Geländes verantwortlich. 2026 soll er wieder ganz öffentlich zugänglich | |
sein. | |
Kunst wurde von Anfang an als wesentliches Gestaltungselement in die | |
Entwicklung des Spreeparks eingebunden. Sie soll neben den „sichtbaren | |
Hinterlassenschaften auch die unsichtbaren ephemeren und emotionalen | |
Strukturen des Parks in den Blick nehmen“, steht im Begleitheft der | |
Ausstellung. Erst einmal ein guter Gedanke für einen Ort wie den | |
„Spreepark“, der tatsächlich viel Historie in sich trägt. | |
## Leidenschaftliches Interesse | |
Vier Arbeiten aus dieser über einen längeren Zeitraum hinweg betriebenen | |
„künstlerischen Forschung“ zeigt nun die Ausstellung „Park Einsichten“… | |
Schweizer Künstler, Forscher und Komponist Marcus Maeder hat an vier | |
verschiedenen Orten über einen längeren Zeitraum Audiorecorder und | |
Wildtierkameras aufgestellt und daraus die Soundinstallation „Spreepark | |
Soundscape“ kreiert. In einer zeltartigen Kuppel werden die Aufnahmen in | |
einem „Surround-Audio-Schallfeld“ zeitgleich abgespielt. | |
Die fotografierende Autorin Sabine Schoo hat für ihr „Parkalphabet“ im | |
„Spreepark“ aufgenommene Fotografien mit den Farben des Flaggenalphabets | |
der Seefahrt überfärbt und sie wie Wimpel an die Decke gehängt. | |
[4][Die norwegische Künstlerin und Geruchsforscherin Sissel Tolaas] hat für | |
„Watergate“ den Geruch der künstlichen Gewässer des „Spreeparks“ und … | |
Spree in die Ausstellungsräume geholt. In einem zylinderartigen | |
Glasbehälter von fast einem Meter Durchmesser hat sie Wasser aus der Spree | |
und den „Spreepark“-Gewässern vermischt. Kameras im Wasser übertragen | |
dessen Innenleben auf zwei Wände des Ausstellungsraums. | |
Und die bereits erwähnte Künstlerin und Architektin Annett Zinsmeister hat | |
mit ihren bedruckten Waldvorhängen und kleinen runden Fotos auf | |
dunkelgrauem Teppichboden versucht, ihre zweijährige Beobachtungsarbeit des | |
„Spreeparks“ in den Ausstellungsraum zu holen. | |
Allen gezeigten Arbeiten ist ein leidenschaftliches Interesse an der | |
Vergangenheit und Gegenwart ihres Forschungsprojekts anzumerken. Eine | |
Leidenschaft, die sich offensichtlich nur schwer in Ausstellungsräume | |
übertragen lässt. Dafür bleiben die Arbeiten zu sehr in der reinen | |
Simulation dessen stecken, was es außerhalb des Museumräume eh schon gibt: | |
Natur. Und die lässt sich im Original dann doch am besten erfahren. | |
„Park Einsichten“: Spreepark Art Space, bis 20. Mai | |
28 Mar 2024 | |
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## AUTOREN | |
Verena Harzer | |
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