# taz.de -- das wird: „Wir sitzen nicht strickend auf dem Sofa“ | |
> In Hamburg nehmen die „Omas gegen Rechts“ das AfD-Wahlprogramm unter die | |
> Lupe | |
Interview Friederike Gräff | |
taz: Hoffen Sie, dass einen Abend über die Umwelt- und Sozialpolitik der | |
AfD auch deren potenzielle Wähler:innen besuchen? | |
Hilde Vollmayr: Nein, davon gehen wir nicht aus. Das ist auch nur zum Teil | |
unsere Zielgruppe. Wir wenden uns ganz stark an Nichtwähler:innen. | |
Erreichen Sie die denn mit solchen Veranstaltungen? | |
Das ist die Frage, die uns umtreibt. Wir sind viel auf der Straße mit | |
Infoständen, da erreichen wir Menschen, die sich im Gespräch noch einmal | |
überlegen, doch wählen zu gehen. Zu den Veranstaltungen kommen eher Leute, | |
die schon engagiert sind oder überlegen, sich zu engagieren. | |
Wenn Sie sich – heute zusammen mit der Barmbeker Initiative Gegen Rechts – | |
mit dem Wahlprogramm der AfD beschäftigen: Überrascht es Sie selbst immer | |
nochmal, was darin steht? | |
Ich beschäftige mich schon länger damit und war doch überrascht, weil ich | |
eine ständige Verschärfung in Richtung Völkisches sehe. | |
Hätten Sie ein Beispiel dafür? | |
In Hamburg-Eimsbüttel wird das Beiersdorf- Gelände bebaut. Die AfD | |
behauptet, da würden Geflüchtete einziehen, was völliger Quatsch ist. Der | |
Architekt sagte: Man kann im Innenhof dann wunderbar Espresso trinken. | |
Daraufhin postet dann die AfD: Warum nicht deutschen Filterkaffee? Das geht | |
also auch in völlige Albernheit hinein. In Hamburg gibt es manchmal noch | |
das Bild, die AfD in Hamburg sei ganz anders als die Höcke-Partei. Aber je | |
mehr man sich damit beschäftigt, umso deutlicher sieht man, wie die AfD | |
doch eng in allen programmatischen Punkten zusammensteht. | |
Der Name „Omas gegen Rechts“ wirkt so freundlich – macht er Ihre | |
Organisation harmloser, als sie es tatsächlich ist? | |
Ich finde, wir profitieren davon, weil viele Menschen mit „Oma“ etwas | |
Positives verbinden – und gleichzeitig aber an alte Frauen denken, die | |
strickend auf dem Sofa sitzen und nicht mehr auf die Straße gehen. Diesem | |
Bild widersprechen wir aber als alte Antifaschistinnen. Ich denke, das | |
führt zu einem Aha-Effekt. | |
Haben Sie nach den Enthüllungen um das Geheimtreffen von AfD und Neonazis | |
in Potsdam nun mehr Interessent:innen? | |
Wir haben derzeit sechs Gruppen in Hamburg und überlegen, weitere zu | |
gründen, weil wir so großen Zulauf haben. | |
Wer klopft denn so alles an bei Ihnen? | |
Das sind meistens Frauen, die sich schon früher in ihrem Leben politisch | |
interessiert haben, aber aus unterschiedlichsten Gründen lange nicht oder | |
vielleicht auch noch nie engagiert. Für viele Menschen ist die | |
Correctiv-Recherche ein Anstoß, sich zu engagieren. | |
Und wie sind Sie selbst dazu gekommen? | |
Ich habe den üblichen Verlauf mit Familienarbeit und einer sehr aktiven | |
Berufstätigkeit. Punktuell habe ich aber immer wieder gedacht: auf diese | |
Demonstration würde ich gerne gehen und habe niemanden gefunden, der mit | |
mir da mitgehen wollte. Auf einer Demonstration habe ich dann die Omas | |
gegen Rechts gesehen und gedacht: Das ist wunderbar, das ist ein | |
geschützter Bereich für mich, mit denen zu demonstrieren, und so bin ich | |
letztlich dazugekommen. | |
27 Feb 2024 | |
## AUTOREN | |
Friederike Gräff | |
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