# taz.de -- „Kinder sind das ehrlichste Publikum“ | |
> Ein Jubiläum, eine Einladung zur wichtigen „Tanzplattform“ – und das | |
> drohende Verebben finanzieller Förderung: Es sind wechselhafte Zeiten für | |
> das erfolgreiche Netzwerk „Explore Dance“. Ein Gespräch mit den | |
> Leiterinnen | |
Bild: Was Tanz alles sein kann: „Schwanensee in Sneakers“ von Anna Till und… | |
Interview Katrin Ullmann | |
taz: Frau Evert, Frau Meyer, seit fünf Jahren gibt es das Netzwerk „Explore | |
Dance“. Die Produktion „Schwanensee in Sneakers“, in seinem Rahmen | |
entstanden, wurde gerade zur „Tanzplattform 2024“ eingeladen – dem | |
bedeutendsten Tanztreffen in Deutschland. Gute Gründe zum Feiern, oder? | |
Kerstin Evert: In jedem Fall! In 30 Jahren Tanzplattform hat es bislang nur | |
sehr selten ein Stück für junges Publikum unter die zehn Ausgewählten | |
geschafft. Von der Jury wurden über 550 Produktionen gesichtet. Unsere über | |
fünfjährige Arbeit greift: Tanz für junges Publikum gewinnt auch in | |
Deutschland endlich an Sichtbarkeit. | |
Mit welchen Mitteln und auf welchen Wegen erreicht Explore Dance sein | |
junges Publikum? | |
Uta Meyer: Im Netzwerk produzieren und touren wir Tanzstücke für | |
verschiedene Altersgruppen, die auf der Bühne oder als mobile Pop-Ups | |
direkt in der Schule aufgeführt werden. Wir laden die Klassen in die | |
Probenprozesse ein und umrahmen die Aufführungen mit Vermittlungsprogrammen | |
wie Workshops oder Nachgespräche. | |
Wie wird das von den Kindern angenommen, die – um es mit dem Buchautor | |
Ottfried Preußler zu sagen – „strenge, unbestechliche Kritiker“ sind? | |
Meyer: Dass Kinder und Jugendliche das ehrlichste Publikum sind, ist ja | |
gerade das Schöne! Sie sagen oft, dass es für sie etwas Besonderes ist, mit | |
professionellen Choreograf*innen und Tänzer*innen ins Gespräch zu | |
kommen und dass ihr Feedback in die Stücke einfließt. Es gibt manchmal | |
Skeptiker*innen, aber ich habe noch nie gesehen, dass ein Kind eine | |
Vorstellung verlassen hat. | |
Die derzeitige Förderung durch die Initiative „Tanzpakt Stadt-Land-Bund“ �… | |
aus Mitteln der Beauftragten der Bundesregierung für Kultur und Medien | |
sowie durch die Kommunen und Länder – läuft Ende dieses Jahres aus. Wie | |
geht es dann weiter? | |
Evert: Schulen und Künstler*innen geben uns sehr positives Feedback, das | |
bestätigt auch eine Evaluation. Es braucht unbedingt Kontinuität. Es gibt | |
zudem großes Interesse von möglichen neuen Partnern in weiteren | |
Bundesländern. Wir könnten in Zukunft noch viel mehr junge Menschen | |
erreichen, egal ob sie in Städten oder ländlichen Regionen leben. Ohne | |
Bundesmittel ist es nicht möglich, diese essenzielle bundesweite | |
kulturpolitische Aufgabe zu erfüllen. | |
Gibt es dennoch Hoffnung? | |
Evert: Was Hoffnung macht, ist die sehr gute Zusammenarbeit mit unseren | |
sieben Ko-Förderern aus Städten und Ländern, die uns weiter fördern wollen. | |
Das ermöglicht uns, 2024 zumindest einige Stücke der vergangenen Jahre | |
weiterhin zu zeigen, den Kontakt zu den Schulen sowie unser Team zu halten. | |
Wenn alles mit 2023 enden würde, wären die entstandene Expertise und die | |
effektiven Strukturen verloren. | |
Zumal Kinder und Jugendliche ja auch eine flüchtige, weil erwachsen | |
werdende Zielgruppe sind ... wie stark ist das Interesse des Bundes an | |
einer nachhaltigen Förderung von Kultur für ein junges Publikum? | |
Evert: Der 2023 eingeführte Kulturpass für 18-Jährige zeigt, dass der Bund | |
junge Menschen als Publikum von heute ernst nimmt. Explore Dance will Tanz | |
als Kunstform Kindern, Jugendlichen und Erwachsenen bundesweit zugänglich | |
machen. In vielen Gesprächen auf Bundesebene haben wir großes Interesse | |
erfahren. Das übersetzt sich hoffentlich in eine konkrete Förderung für das | |
Netzwerk. | |
Die ausgezeichnete Performance „Schwanensee in Sneakers“ ist nun in Hamburg | |
auf Kampnagel zu sehen, zudem an einigen Schulen. Wird in der Arbeit von | |
Anna Till und Nora Otte dieses klassische Ballett tatsächlich mit | |
Turnschuhen getanzt? | |
Meyer: Das Stück bezieht sich auf bekannte Choreografien. Es zeigt, was | |
Tanz alles sein kann, und dass Ballett eine Facette davon ist. Natürlich | |
gibt es auch einen Bezug zum Titel – aber wir wollen nicht zu viel | |
verraten. | |
Schwanensee in Sneakers: vom 15. bis 17. 11. an mehreren Hamburger Schulen; | |
Fr., 17. 11., 17.30 Uhr, Kampnagel/K3; | |
Internet: https://explore-dance.de, www.k3-hamburg.de/ | |
15 Nov 2023 | |
## AUTOREN | |
Katrin Ullmann | |
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