# taz.de -- Sarah Wiener Die Zutat: Es muss nicht immer Hokkaido sein | |
Die Herbstzeit ist Speisekürbiszeit. Routiniert und ängstlich greifen da | |
die meisten zum Hokkaido, obwohl es hunderte spannende Sorten gibt – von | |
der Butternut mit dem Flaschenhals bis hin zu eigenwilligen grünen | |
Exemplaren mit gefurchter Schale. Eine Spezialität, die jeder kennten | |
sollte, ist der steirische Ölkürbis. Er wird fast nur im Süden Österreichs | |
angebaut und ist nicht für sein Fruchtfleisch, sondern für seine Kerne | |
bekannt. | |
Roh und gemahlen haben sie eine ähnlich intensive Farbe wie Pistazien. Als | |
kaltgepresstes Öl sind sie dunkelviolett und schmecken herrlich nussig. | |
Wobei das Öl eine relativ neue Erfindung ist. Kürbisse werden in der | |
Steiermark erst seit etwa 150 Jahren angebaut, und anfangs wurde ihr Öl | |
auch nicht verzehrt, sondern in Salben gemischt oder als Wagenschmiere | |
eingesetzt. Irgendwann muss es aber doch einmal jemand gekostet haben, und | |
so begann eine Erfolgsgeschichte. So stolz sind wir auf unser steirisches | |
Kürbiskernöl, dass es eigene Kürbiskernölfeste gibt. Seit 1998 ist es auch | |
europaweit geschützt. | |
Seit ich einmal in einer steirischen Ölmühle zu Gast war, weiß ich: Das | |
Kernöl hat – wie alle Öle – diverse Qualitätsstufen und ist sehr vielsei… | |
und gesund. Es punktet mit einer sehr hohen Menge an ungesättigten | |
Fettsäuren, was sich positiv auf den Cholesterinspiegel auswirkt. Außerdem | |
enthält es sehr viel Vitamin E, ist also wichtig fürs Immunsystem. | |
In der Küche passt es so gut wie immer. Natürlich auf allerlei Salaten – | |
denn fürs Erhitzen ist das Öl nicht geeignet –, aber auch auf einer | |
Eierspeise (dazu Basilikum, Franzosenkraut und verschiedene Sorten Tomaten) | |
oder als zusätzliche Geschmacksnote natürlich in der Kürbissuppe. Es | |
schmeckt auch wunderbar über Vanilleeis oder über süße Nockerl. Die | |
getrockneten Kerne werden eh gerne für Süßspeisen verwendet, zum Beispiel | |
in einer echten steirischen Kürbiskernroulade. | |
Dafür heize ich den Backofen auf 200 Grad vor und trenne 6 Eier. Die | |
Eidotter rühre ich mit 125 Gramm Zucker hell-cremig, und das Eiklar schlage | |
ich steif. Dann verteile ich den Eischnee auf dem Eidotter, siebe 100 Gramm | |
Mehl und 100 Gramm gemahlene Kürbiskerne darüber und hebe alles vorsichtig | |
unter. | |
Dieser Teig wird auf einem Blech glatt verstrichen und dann im Ofen | |
hellbraun gebacken. In der Zwischenzeit breite ich ein Küchentuch aus und | |
bestreue es mit Puderzucker. Sobald die Teigplatte aus dem Ofen ist, lege | |
ich sie darauf, bestreiche sie mit Ribiselgelee (Johannisbeergelee) und | |
rolle sie zusammen. Achtung: Das muss schnell gehen, ansonsten bricht der | |
Teig! Dazu schlage ich Sahne mit Vanillezucker steif und fertig. Guten | |
Appetit! | |
11 Nov 2023 | |
## AUTOREN | |
Sarah Wiener | |
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