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# taz.de -- momentaufnahmen: Wenn der Rummel mit Boxautos was Heiliges hat
Wenn das Städtchen Tangermünde einen Flughafen oder eine Autobahn in der
Nähe hätte, dann wäre es sicher eine Station für Touristen aus Japan. Hat
es aber nicht. Die, die in dieser filmkulissenhaft schönen Stadt
vorbeikommen, sind Radfahrer*innen – und die Leute aus der Gegend,
einmal im Jahr, wenn Burgfest ist.
Zum Burgfest gehört eine Kirmes entlang der Elbe, mit Riesenrad, Karussells
und einem Autoscooter. Dessen Wägen sind abends bei jeder Runde bis auf den
letzten Platz besetzt. Teenie-Mädchen kreischen bei jedem Zusammenstoß.
Männer mit Kleinkindern fühlen sich als Beschützer. Teenie-Jungs fahren
rückwärts.
Und dann ist da dieses Seniorenpaar, das Runde um Runde dreht, immer auf
der Außenbahn, immer bedacht, Kollisionen zu vermeiden. Sie lenkt, er sitzt
mit versteinerter Miene daneben. Sie lenkt, er stiert nach vorne. Auch in
Runde drei lenkt sie und er hält ein Handy vor dem Gesicht. Er filmt den
Fahrtweg.
Am nächsten Vormittag gibt es einen Autoscooter-Gottesdienst: Die Gemeinde
sitzt in den Wägen, der Pastor steht davor. Er ist ihnen irgendwie heilig,
der Autoscooter in Tangermünde. Klaus Irler
16 Sep 2023
## AUTOREN
Klaus Irler
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