# taz.de -- Mein Wille geschehe | |
> Viele Menschen haben eine konkrete Vorstellung, was mit ihrem Nachlass | |
> geschehen, wer etwas davon in welcher Form bekommen soll. Damit es auch | |
> so kommt, empfiehlt es sich, ein Testament aufsetzen. Dabei sollten ein | |
> paar Punkte beachtet werden | |
Bild: Künstlerbuch „BUCHENWALD: Erzählung eines Segelschiffes“ (zerstört… | |
Von Lars Klaaßen | |
Wer über die Verteilung seines Erbes selbst entscheiden möchte, sollte sich | |
zeitig mit dem sensiblen Thema befassen. Eine gut geregelte | |
Vermögensnachfolge ist wichtig, um Streit und Ärger ums Erbe zu vermeiden. | |
Viele Menschen, die sich dem Gedanken nähern, ein Testament aufzusetzen, | |
fühlen sich an der ein oder anderen Stelle unsicher und fragen sich: Wie | |
genau muss ich hier vorgehen? Wenn die Entscheidung gefallen ist, welche | |
Personen oder Organisationen bedacht werden sollen, reicht im Prinzip ein | |
eigenhändig geschriebenes Testament. Eigenhändig bedeutet, dass es vom | |
Erblasser selbst handschriftlich verfasst wird. | |
„Gültig ist solch ein Testament aber nur, wenn Ort, Datum und eine | |
Unterschrift des Testierenden darauf sind“, sagt Andrea Broscheit, die sich | |
bei der nph Kinderhilfe Lateinamerika e. V. um Vermächtnisse kümmert. Um | |
formale juristische Fehler ausschließen zu können, empfehle sich daher die | |
Rücksprache mit juristischen Experten. „Dies kann etwa ein Anwalt mit | |
Schwerpunkt Erbrecht oder ein Notar sein.“ Dort lässt sich etwa auch | |
klären, ob nahe Verwandte Anspruch auf einen Pflichtteil des Erbes geltend | |
machen könnten. Das eigenhändige Testament sollte an einem gut auffindbaren | |
Ort aufbewahrt werden. Es beim zuständigen Amtsgericht zu hinterlegen, hat | |
den Vorteil, dass es nicht in falsche Hände geraten kann. Die damit | |
verbundenen Kosten sind gering. | |
## Überraschungen vermeiden | |
„Ratsam kann es auch sein, mit den eigenen Kindern oder sonstigen | |
gesetzlichen Erben darüber zu sprechen, wie man sein Testament aufsetzen | |
möchte“, so Linda Drasba, die bei action medeor e. V. für Nachlässe | |
zuständig ist und Spender und Spenderinnen persönlich betreut. „So lässt | |
sich schon im Vorfeld einiges klären, was andernfalls später für einige | |
vielleicht eine unerwartete Überraschung werden könnte.“ Wer neben seinen | |
Angehörigen auch einer gemeinnützigen Organisation etwas vermachen möchte, | |
kann die eigenen Wünsche darlegen, sodass im Todesfall alle Beteiligten | |
schon wissen, was in Sachen Nachlass auf sie zukommt. „Zudem empfiehlt es | |
sich, die Wünsche nicht zu ‚spitz‘ zu formulieren“, sagt Drasba. „Niem… | |
weiß, wann es so weit ist und wie die Situation sich zum Zeitpunkt der | |
Testamentseröffnung darstellt.“ Das heißt: Man benennt besser kein | |
konkretes Projekt in seinem Nachlass, sondern wählt eine allgemeinere | |
Formulierung, wie zum Beispiel die „Stärkung der Gesundheitsversorgung in | |
Afrika“, oder überlässt der gemeinnützigen Organisation die Entscheidung | |
über den Einsatz des Nachlasses. | |
„Wer erwägt, eine oder mehrere gemeinnützige Organisationen testamentarisch | |
zu bedenken, sollte mit der jeweiligen Organisation in direkten Kontakt | |
treten“, rät Rechtsanwalt Benjamin Schmitt von der Deutschen Herzstiftung. | |
„Hierdurch lässt sich am besten herausfinden, ob man zueinander ‚passt‘ … | |
und dies gleich in mehreren Dimensionen.“ Zum einen: Entspricht die | |
inhaltliche Arbeit der Organisation dem, was mir auf dem Herzen liegt, was | |
ich fördern möchte? Zum anderen: Vertraue ich der Organisation im Hinblick | |
auf die professionelle Abwicklung des Nachlasses? Und schließlich, so | |
Schmitt: „Passt mein Nachlass zur Organisation oder ‚überfordere‘ ich sie | |
damit?“ Dies könne zum Beispiel bei kleineren Stiftungen oder Vereinen der | |
Fall sein, die wenig oder keine Erfahrungen im Bereich der | |
Nachlassabwicklung haben. Größere Non-Profits, wie auch die Herzstiftung, | |
beschäftigen jedoch Mitarbeiter, die in der Regel über viel Erfahrung im | |
diesem Bereich verfügen und mit dem nötigen Fingerspitzengefühl vorgehen. | |
## Der Faktor Zeit | |
Wird eine Organisation im Testament eingesetzt, eröffnet im Erbfall das | |
Nachlassgericht das Testament und übersendet den Beteiligten eine Kopie. | |
Dabei vergehen oft viele Wochen, manchmal Monate. „Deshalb sollte man | |
sicherstellen, dass die bedachte Organisation schon vorab Kenntnis erhält | |
und im besten Fall schon etwas über die Zusammensetzung des Nachlasses und | |
die Vorstellungen des Erblassers weiß“, so Schmitt. Auch hierzu dient der | |
vorherige Kontakt. | |
Mit etwaigen Pflichtteilsberechtigten oder anderen Personen, die Ansprüche | |
am Nachlass geltend machen, können Streitfälle auftreten. Dies ist aber | |
keineswegs vorprogrammiert. „Die Deutsche Herzstiftung bemüht sich – wie | |
andere Organisationen auch – immer im Sinne des Erblassers zu handeln, und | |
garantiert eine professionelle, würdige und möglichst konfliktfreie | |
Bearbeitung jedes Nachlasses“, sagt Schmitt. „In fünfzehn Jahren Tätigkeit | |
in diesem Bereich habe ich es so gut wie nie erlebt, dass ein Konflikt | |
gerichtlich ausgetragen werden musste. Unterschiedliche Vorstellungen | |
lassen sich meist im Gespräch klären und einer Lösung zuführen.“ | |
9 Sep 2023 | |
## AUTOREN | |
Lars Klaaßen | |
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