# taz.de -- Sarah Wiener Die Zutat: Finnische Goldbeeren | |
Die beste Chance, in unseren Breitengraden eine Moltebeere zu sichten, ist | |
ein Blick ins Geldbörserl, denn sie ziert die finnische | |
[1][Zwei-Euro-Münze]. Noch ein wenig seltener sind die bernsteinfarbenen | |
Früchte auch in der norddeutschen Wildnis zu entdecken – aber bitte nicht | |
pflücken, denn die Wildbeere ist in Deutschland streng geschützt! | |
Im europäischen Norden dagegen fühlt sich die Moltebeere wohler, kein | |
Wunder, hält sie doch Temperaturen bis zu minus 40 Grad aus. Dort darf sie | |
auch gesammelt werden und erzielt den höchsten Kilopreis unter den vielen | |
verschiedenen Beeren Skandinaviens. Die Moltebeere ist dabei eine | |
Pionierpflanze: Nach einem Brand oder Kahlschlag gehört sie zum Ersten, was | |
wächst. Außerdem mag sie es feucht, weshalb man sie auch Torfbeere nennt. | |
Ihr Geschmack ist säuerlich-herb, ihr Vitamin-C-Gehalt hoch, auch | |
Antioxidantien finden sich in ihr. Angeblich sollen sie schon die Wikinger | |
gesammelt haben, um sich auf ihren Seefahrten vor Skorbut zu schützen. | |
Heute werden Moltebeeren in [2][der nordischen Küche] unter anderem zu | |
Konfitüre verarbeitet. Dafür reicht es, ein halbes Kilo Beeren mit etwa der | |
gleichen Menge Zucker aufzukochen, bis ein dickflüssiges Mus entsteht; dazu | |
je nach Geschmack noch ein bisschen Zitronensaft geben und dann in saubere | |
Gläser füllen. Besonders köstlich schmeckt mir ein Gelee aus Moltebeeren | |
[3][und Preiselbeeren] – das macht sich gut in einer Soße zu Wildbraten | |
oder auch einfach so auf Brot. | |
Für die Finnen ist die Moltebeere eng mit Leipäjuusto verknüpft, einem | |
traditionellen Käse aus der ersten Milch, die eine Kuh nach dem Kalben | |
gibt. Dieser überbackene Brotkäse quietscht beim Kauen und wird oft mit | |
knallorangenen Moltebeerengelee serviert. Noch etwas ungewöhnlicher, aber | |
aufgrund der klirrenden Kälte Finnlands kaum verwunderlich: Die Beere wird | |
auch gerne als Suppe gegessen. Dafür werden die Früchtchen ähnlich gekocht | |
und mit Zucker abgeschmeckt. Dazu kommt eine Prise Zimt oder etwas Minze. | |
Weil ich es im Sommer gerne frisch und kühl habe, mache ich aus Moltebeeren | |
ein schnelles Eis. Ich nehme eine Handvoll Beeren und püriere sie mit ein | |
wenig Naturjoghurt und zwei Esslöffeln Honig gut durch. Dazu kommt Zimt, | |
Kardamom und, wenn gewünscht, ein wenig Minze. Dann schlage ich 100 | |
Milliliter Sahne steif und hebe sie vorsichtig unter die Beerenmasse. Alles | |
fünf Stunden gefrieren lassen, fertig ist der hochsommerliche Genuss! | |
Tipp: Da Moltebeeren hier schwer zu bekommen sind, alternativ einfach ein | |
Glas Marmelade kaufen und zu Eis verarbeiten. Hyvää ruokahalua! | |
22 Jul 2023 | |
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## AUTOREN | |
Sarah Wiener | |
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