# taz.de -- Panter Preis Nominierte I: Praktiker:innen für Transformation | |
> Die Azubis4future wollen mehr Klimaschutz in die Ausbildung bringen – und | |
> mehr Praxis in die Klimabewegung. | |
Bild: Die Azubis4Future mit Nora Baacke (Mitte) und Lucie Wähler (r.) sind ein… | |
VON MARTIN KALUZA | |
[1][taz Panter Stiftung], 13.05.2023 | Lucie Wähler und Nora Baacke sind | |
Auszubildende in Berlin. Sie stecken mitten in ihren Abschlussprüfungen, | |
Wähler in Garten- und Landschaftsbau, Baacke als Erzieherin. Daneben | |
engagieren sich beide bei den Azubis4future. Die Initiative setzt sich | |
dafür ein, dass die Themen Nachhaltigkeit und Klimakrise in der Ausbildung | |
stärker verankert werden. | |
Aber es geht auch um klimaschonende Materialien, nachhaltige | |
Arbeitsprozesse sowie bessere Arbeitsbedingungen und eine höhere Vergütung | |
für Azubis. „Wir sind es, die als Fachkräfte in den kommenden Jahren die | |
[2][gesellschaftliche Transformation] realisieren müssen – und das wollen | |
wir auch“, heißt es in der Selbstbeschreibung der Initiative. | |
Azubis4future verschaffen damit einer Gruppe Gehör, die einen großen Teil | |
des gesellschaftlichen Wandels der nächsten Jahre tragen wird, aber | |
[3][bislang kaum wahrgenommen] wird. „Außerdem bekämpfen wir den | |
Fachkräftemangel, indem wir die Ausbildung für junge Leute interessanter | |
machen“, erklärt Lucie Wähler. | |
## Zu wenig Nachhaltigkeit im Unterricht | |
Ob Klimaschutz überhaupt in der Ausbildung thematisiert wird, ist derzeit | |
Glückssache. „Es hängt vom Lehrer oder der Lehrerin ab. Wenn sie sich für | |
Klimaschutz interessieren, kommt es vor. Aber es ist nicht wirklich in die | |
Unterrichtsinhalte integriert“, sagt Nora Baacke. In ihrer Ausbildung zur | |
Erzieherin etwa werde das Thema viel zu allgemein behandelt. „Natur und | |
Nachhaltigkeit sind zwar ein Thema im Berliner Unterrichtsprogramm, aber da | |
geht es vor allem um die Wertschätzung der Natur. Man zeigt den Kindern, | |
dass die Natur schön ist. Aber man spricht zu wenig darüber, [4][wie sie | |
von uns Menschen zerstört wird und was man konkret dagegen tun kann].“ | |
Wähler, Baacke und ihre Mitstreiter:innen arbeiten in zwei Richtungen: | |
Sie wollen mehr Klimaschutz in die Ausbildung bringen und mehr Praxis in | |
die Klimaschutzbewegung. „Wir sehen unsere Initiative irgendwo zwischen den | |
Gewerkschaften und der großen Klimabewegung wie [5][Fridays4future]. Bei | |
FFF sind viele Schüler:innen und Studis, die mit der Arbeitswelt noch | |
gar nicht in Kontakt kommen. Wir dagegen erleben täglich auf der Arbeit | |
ganz andere Dinge und können deshalb auch konkretere Forderungen stellen.“ | |
Für die sehr akademisch geprägte Klimaaktivist:innenszene sind die | |
Azubis4future eine Bereicherung. Vertreten sind Bürojobs, soziale Berufe | |
und Handwerk – eine bunte Mischung an Berufen, die allesamt in der | |
Klimabewegung bislang nicht so präsent sind. „Als Arbeiter:in ist man | |
direkt am Punkt, an dem man etwas beeinflussen kann. Man kann direkt etwas | |
bewegen im eigenen Beruf. Ich kann zum Beispiel Kunden erklären, dass sie | |
keine klimaschädliche Torferde verwenden müssen, sondern dass es auch | |
anders geht“, sagt die angehende Landschaftsgärtnerin Wähler. | |
Die Initiative will auch die Ausbildungsbedingungen verbessern. „In einigen | |
Branchen wird die Ausbildung gar nicht vergütet. Dabei werden wir manchmal | |
wie eine Fachkraft eingesetzt“, sagt Baacke. Sie selbst durchläuft eine | |
vierjährige Ausbildung mit Abitur. Im vierten Jahr müssen die Azubis | |
Praktika machen, unbezahlt. | |
## Initiative von Ehrenamtlichen | |
Azubis4future setzen sich für eine allgemeine Ausbildungsumlage ein, die es | |
bislang nur in wenigen Branchen gibt: Alle Unternehmen zahlen in einen Topf | |
ein, egal ob sie ausbilden oder nicht. Diejenigen, die nicht ausbilden, | |
ermöglichen damit kleineren Unternehmen, die sich sonst keinen Azubi | |
leisten könnten, auszubilden. Die Initiative trifft sich regelmäßig mit der | |
DGB-Jugend und plant bereits gemeinsame Aktionen zu dem Thema. | |
Noch ist die Initiative klein, bundesweit zählt sie nur knapp zwanzig | |
Aktive, ein Großteil davon in Berlin. Wähler, Baacke und ihre | |
Mitstreiter:innen knüpfen Kontakte, nehmen an Podiumsdiskussionen teil, | |
sprechen mit Gewerkschaften und Abgeordneten, Betrieben und Berufsschulen. | |
Alles ehrenamtlich und ohne für Demos, Auftritte oder Diskussionsrunden | |
freigestellt zu werden – das ist übrigens eine weitere Forderung: dass | |
Azubis für Engagement freigestellt werden können und nicht ihren Urlaub | |
opfern müssen. | |
Das Preisgeld würde Azubis4future vor allem dazu einsetzen, auch außerhalb | |
Berlins Ortsgruppen aufzubauen. Es fehlt an Plakaten und Flyern. „Außerdem | |
wollen wir Workshops machen“, sagt Baacke, „in denen Azubis über ihre | |
Rechte aufklärt werden und gezeigt wird, wie sie in ihren Berufsalltag mehr | |
Klimaschutz integrieren können.“ | |
Infos: [6][azubis4future.de] | |
15 May 2023 | |
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[6] https://azubis4future.de/ | |
## AUTOREN | |
Martin Kaluza | |
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