# taz.de -- Fünf Windräder pro Tag | |
> Deutschland hat bei der Energiewende viel Aufholbedarf | |
Von Susanne Schwarz | |
Momentan drehen sich in Deutschland etwa 28.000 Windräder an Land. | |
Insgesamt haben sie eine Leistung von rund 58 Gigawatt. In den kommenden | |
sieben Jahren sollen etwa genauso viel Gigawatt noch einmal hinzukommen. | |
Das heißt nicht unbedingt, dass sich auch die Anzahl der Anlagen | |
verdoppelt: Neue Windräder haben mehr Leistung als alte. Dennoch geht es um | |
eine große Zahl in sehr kurzer Zeit. Bundeskanzler Olaf Scholz (SPD) sprach | |
kürzlich von vier bis fünf neuen Windrädern am Tag. Damit liegt er sogar | |
noch leicht daneben. Laut einer [1][Analyse] des Energiewirtschaftlichen | |
Instituts an der Universität zu Köln sind es eher fünf bis sechs Anlagen. | |
Der Hintergrund: Damit Deutschland seine Klimaversprechen einhält, sollen | |
im Jahr 2030 mindestens 80 Prozent des Bruttostromverbrauchs aus | |
erneuerbaren Energien kommen. Im vergangenen Jahr waren es 46,2 Prozent. | |
Windanlagen waren dabei der größte Posten – allerdings auch, weil 2022 ein | |
ausgesprochen windiges Jahr war. | |
Dass die Herausforderung jetzt so groß ist, ist kein Zufall: Vergangene | |
Regierungen haben den Ausbau erneuerbarer Energien gezielt gebremst. Die | |
schwarz-gelbe Koalition ab 2009 unter Angela Merkel (CDU) senkte die | |
Einspeisevergütungen und die geplante Zubaumenge für Solaranlagen deutlich. | |
Der Ausbau brach 2012 denn auch massiv ein, die deutsche Solarindustrie | |
ging den Bach hinunter. Merkels Große Koalitionen wiederholten später | |
Ähnliches mit der Windkraft. Sie wandten sich etwa von der gesetzlich | |
festgelegten Vergütungshöhe für Ökostrom ab. Anlagenbetreiber:innen | |
konkurrieren seither in Ausschreibungen um öffentliche Förderung. 2020 kam | |
der Ausbau der Windkraft auf sein absolutes Tief. | |
Um den jetzt nötigen starken Aufwuchs zu schaffen, hat die Ampelregierung | |
verschiedene Schritte unternommen: Genehmigungsverfahren werden | |
vereinfacht; die Bundesländer sind verpflichtet, rund 2 Prozent ihrer | |
Fläche für die Windkraft bereitzustellen – allerdings erst bis 2032. Die | |
Länder setzen für den Ausbau nämlich sehr unterschiedliche Hürden: Manche | |
schreiben so hohe Mindestabstände zwischen Windrädern und Wohngebäuden vor, | |
dass kaum Flächen für die Anlagen infrage kommen. Das gilt besonders für | |
Bayern. Im vergangenen Jahr wurden in Deutschland laut Bundesverband | |
Windenergie 551 Windräder gebaut, davon aber nur 14 in dem süddeutschen | |
Freistaat. | |
21 Apr 2023 | |
## LINKS | |
[1] https://www.ewi.uni-koeln.de/de/aktuelles/ewi-analyse-taeglich-58-windenerg… | |
## AUTOREN | |
Susanne Schwarz | |
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