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# taz.de -- Vom Reim zum Film
> Bekannt ist Björn Beton als Mitglied der Hip-Hop-Band Fettes Brot.
> Während der Coronapandemie studierte er Film. In Hamburg zeigte er nun
> seinen Abschlussfilm, den Kurzfilm „Akteneinsicht“
Bild: Geraten im Film in ein Dilemma: Die Brüder Karsten (Thomas Niehaus, l.) …
Von Kevin Goonewardena
Es gibt eine Anekdote über den Künstler Björn Beton, die geht so: Als er
vom Star-Wars-Fanfilm „Tydirium – The True Story“ hört, einem Film von F…
für Fans also, schreibt er den Produzenten eine E-Mail. Darin äußert er
seinen Wunsch, in dem Film mitspielen zu dürfen. Notfalls auch als Leiche.
Doch die Kampfszenen sind alle abgedreht. Deswegen wird für Björn Beton
eigens die Rolle des Commander Luga geschrieben, eines
Flugsicherungsoffiziers an Bord eines Sternenzerstörers. Sie findet Eingang
in die Anfangsszene des Films.
Mehr als 20 Jahre später sitzt Björn Beton, bürgerlich Björn Warns, im
Foyer der Zeise-Kinos in Hamburg-Ottensen. Gerade ist der erste Abend des
Festivals „abgedreht! – Hamburgs junger Film“ zu Ende gegangen, bei dem
sein gemeinsam mit Saskia Mayerhoff gedrehter Kurzfilm „Akteneinsicht“ zu
sehen war, die Abschlussarbeit des Filmstudiums der beiden am Hamburger
SAE-Institut. In dem 18-Minüter stoßen zwei Brüder bei der Sichtung des
Nachlasses ihres leiblichen Vaters auf eine Stasi-Akte, die belegt, dass
der dort aufgeführte Informelle Mitarbeiter (IM) ihr eigener Stiefvater
ist.
„Es geht um den Umgang mit der Wahrheit und die Frage, ob die Wahrheit zu
sagen, immer das Richtige ist. Davon gehen wir ja normalerweise aus, so
sind wir eben erzogen worden. Aber jeder kennt Momente, in denen man eben
nicht die Wahrheit sagt oder sogar lügt, weil man der Überzeugung ist, dass
das in dieser Situation das Richtige ist“, so der Regisseur, Drehbuchautor
und Produzent über seinen Film. „Ich wollte so eine Geschichte erzählen,
mit zwei Personen, die gegensätzlicher Meinung sind und im möglichst engen,
also im Familienkreis.“
30 Jahre lang hat Björn Beton Geschichten anders erzählt, in Form von Songs
als Teil der Hip-Hop-Gruppe Fettes Brot, die sich nun auflöst. Am 2.
September findet das letzte Konzert der Band auf der Bahrenfelder
Trabrennbahn statt. Dabei unterscheiden sich Musik und Film, sagt er.
„Viele Songs sind ja deshalb so stark, weil sie etwas ansprechen, was jeder
so oder so ähnlich kennt. Ein Film ist da viel spezifischer, weil die
Geschichte viel genauer erzählt werden muss.“
Als Mitglied einer Band, die mit dem Aufkommen des deutschsprachigen
Musikfernsehens groß geworden ist, habe man das große Glück gehabt,
Musikvideos produzieren zu können, sagt er. „Wir haben Wert darauf gelegt
und Bock drauf gehabt, uns geile Videos auszudenken. Das hat mich schon
immer fasziniert und in den letzten Jahren habe ich dann auch Regie geführt
oder das Buch zum Video des einen oder anderen Songs geschrieben.“
Immer wieder übernimmt Björn Beton kleinere Rollen in Filmen von Leuten,
die er kennt. „Es gibt noch einen zweiten Star-Wars-Film, bei dem ich eine
klitzekleine Rolle als Stormtrooper gespielt habe, dann gibt es einen
Freund von mir, der 'ABC of Superheroes’, einen Trash-Horrorfilm gedreht
hat, bei dem ich mitgemacht habe.“
Dass er nun „Digital Film Production“ studiert hat, habe weder mit dem Ende
der Band zu tun noch mit dem Wunsch nach einem weiteren künstlerischen
Standbein. Es war der Stillstand während der Coronapandemie und damit die
Möglichkeit, sich endlich mit Dingen zu beschäftigen, für die vorher keine
Zeit gewesen war oder die man sich nicht traute.
Vor allem reizen Björn Beton Regie und Drehbuch. Für „Akteneinsicht“
übernahm er beide Rollen: „Es ist zumindest bei mir nicht so, dass ich mir
vorher vornehme, zu einem bestimmten Thema einen Film zu machen. Bei
'Akteneinsicht’ habe ich mich vielmehr mit einem Dilemma beschäftigt. Ich
habe eine Situation gesucht, in der man Schwierigkeiten hat, Ja oder Nein
zu sagen, wo es schwierig ist, richtig oder falsch zu empfinden, in der ich
selber nicht weiß, wie ich handeln würde“, sagt er. Nach intensiver
Auseinandersetzung habe er sich für die Stasi-Komponente entschieden.
Ihren Film haben Kamerafrau Mayerhoff und Björn Beton dann auch der
Stiftung zur Aufarbeitung der SED-Diktatur vorgestellt, in Berlin haben sie
Workshops zur Thematik gegeben. „Ich glaube, man ist in so einer Situation
ganz gut beraten, nicht aus einer Emotion heraus sofort eine Entscheidung
zu treffen, sondern ein paar Tage in sich hineinzuhorchen“, sagt Björn
Beton.
Das haben sich wohl auch die Produzenten des Star-Wars-Fanfilms „Tydirium“
zu Herzen genommen. Der ist nämlich bis dato nicht fertig geworden.
Abschiedstour von Fettes Brot: 4. 5., Hannover, ZAG Arena; 6. 5., Kiel,
Wunderino Arena; 1./2. 9., Hamburg, Trabrennbahn Bahrenfeld (ausverkauft)
17 Apr 2023
## AUTOREN
Kevin Goonewardena
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