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# taz.de -- das wird: „Die Fotos sind die Bilder, die Menschen auf ihrer Fluc…
> Der Fotograf Jean-Michel André dokumentiert in seiner Ausstellung
> „Borders“ auf künstlerische Weise die Fluchtrouten Geflüchteter
Interview Stina Reichardt
taz: Monsieur André, womit beschäftigen Sie sich hauptsächlich in Ihrer
Arbeit?
Jean-Michel André: Meine Arbeit ist eine Mischung aus Dokumentation und
Kunst. Dabei vertrete ich immer eine politische, aber auch poetische
Weltanschauung. In den letzten Jahren hat sich vor allem das Thema
Zirkulationen/Verkehr, wirtschaftlich und menschlich, und damit natürlich
auch der Migration als roter Faden durch meine Arbeit gezogen.
Was ist das Thema der nun zu Ende gehenden Ausstellung?
Der Titel der Ausstellung ist „Borders“, also Grenzen. Ich meine damit die
Grenzen, die wir in unserem Kopf haben, aber auch die Grenzen zwischen
Ländern und Landschaften. Es gibt auch Grenzen in zwischenmenschlichen
Beziehungen, die ich mit eingearbeitet habe. Dabei geht es auch um die
Frage des Umgangs mit Geflüchteten.
Wie zeigen Sie das in der Ausstellung?
Die Sammlung in der Ausstellung zeigt Fotografien von Menschen und
Landschaften. Dabei habe ich mit dem Autor Wilfried N’Sondé
zusammengearbeitet. Er hat Texte zu meinen Fotografien für die Ausstellung
geschrieben. Die Fotos sind dabei aber keine Karte oder ein einfaches
Abbild der Landschaft. Sie sind die Bilder, die Menschen auf ihrer Flucht
gesehen haben. Praktisch wie ein Spiegel oder eine Erzählung. Es ist sehr
persönlich und bildlich.
Warum haben Sie dieses Thema gewählt?
Es gehört zu meiner vorherigen Arbeit. Es ist eine Antwort auf die Empörung
über die vielen Menschen, die bei ihrer Flucht über das Mittelmeer
ertrunken sind. Ich war eine Zeit lang im sogenannten Dschungel von Calais,
einem Lager von Geflüchteten, welches allerdings vor ein paar Jahren
aufgelöst wurde. Dieses Fotoprojekt hat in dem Lager angefangen. Die Bilder
wurden in verschiedenen Ländern aufgenommen, unter anderem in Spanien und
Italien, um die Fluchtroute der Menschen zu dokumentieren.
Warum haben Sie Texte von Monsieur N’Sondé zu Ihren Fotos schreiben lassen?
Wir kennen uns schon recht lange, deshalb war die Zusammenarbeit natürlich.
Ich habe das Projekt, das jetzt in der Ausstellung zu sehen ist, 2016
begonnen. Den ersten Teil davon habe ich in der Französischen
Nationalbibliothek ausgestellt. Über die Ausstellung sind wir in Kontakt
gekommen. Wir haben fortlaufend Fotos und Texte ausgetauscht und darüber
den zweiten Teil des Projektes entwickelt. Uns war schon sehr früh klar,
dass wir ein Buch aus diesem Projekt machen wollen. Unsere Absicht war,
wirklich etwas daraus zu entwickeln. Deshalb war dieser Austausch besonders
wichtig.Das Buch wurde dann im Verlag Actes Sud veröffentlicht und wir
konnten es auf dem größten europäischen Fotografie-Festival Les Rencontres
de la photographie in Arles vorstellen.
Was können wir von der Finissage der Ausstellung erwarten?
Die Ausstellung war schon in Essen und Bonn und zieht danach nach
Düsseldorf. Aber ich freue mich darauf, die Bremer und Bremerinnen und vor
allem die Mitarbeitenden des Institut Français hier in Bremen
kennenzulernen. Die habe ich nämlich noch nicht getroffen. Bei der
Finissage werden Wilfried N’Sondé und ich anwesend sein und unser Projekt
gemeinsam vorstellen. Es gibt auch die Möglichkeit, Fragen an uns zu
stellen. Ich freue mich auf den Austausch.
14 Mar 2023
## AUTOREN
Stina Reichardt
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