# taz.de -- Sarah Wiener Die Zutat: Feine Schärfe direkt aus dem Garten | |
Ob in Suppen, zu Pilzen oder fett aufs Butterbrot – Schnittlauch passt zu | |
fast allem. Ursprünglich wurde er im Mittelmeerraum angebaut, von wo aus er | |
Gärten, Küchen und Balkone in ganz Europa erobert hat. Nicht nur wegen | |
seines feinen, scharfen Geschmacks: Das Lauchgewächs gilt als | |
blutdrucksenkend und harntreibend. Es enthält mehr Vitamin C als Äpfel. | |
Ich hole mir meinen Schnittlauch am liebsten direkt aus dem Garten. Neben | |
wildem Schnittlauch, der mit seinen feinen Stängeln im Frühjahr immer als | |
Erstes austreibt und oft bis in den Winter geerntet werden kann, habe ich | |
auch kräftigere, gezüchtete Varianten angebaut. Ab März ist Erntezeit. Das | |
regelmäßige Abschneiden bringt kräftigen Wuchs und verhindert vorzeitige | |
Knospenbildung. Das pflegeleichte Gewürz hat im Garten viele Vorteile: Die | |
Schnecken verschmähen es größtenteils, und seine kugeligen Blüten sind | |
herrliches Bienenfutter. | |
Ist ein Bund erst mal abgeschnitten, verbrauche ich ihn meist sofort und | |
sehr großzügig. Entweder zur Jause auf die Käsesemmel, über Eierspeisen | |
oder zu Pilzen. Oder auch als letzter Schliff auf einer winterlichen | |
Kohlrabisuppe mit geröstetem Weißbrot. Gerne streue ich Schnittlauch auch | |
händeweise auf Schinkenfleckerln, ein österreichischer Klassiker aus | |
gekochten Nudeln (Fleckerln), die mit kleingeschnittenem Schinken oder | |
Gselchtem (Pökelfleisch) in Butter geschwenkt werden. Für all diese | |
Gerichte hacke ich den Schnittlauch nicht zu klein. Wenn die Röllchen | |
größer sind, kommt der Geschmack besser zur Geltung. Wichtig ist auch, den | |
Schnittlauch niemals mitzukochen, damit er sein Aroma nicht verliert. | |
Wer Schnittlauch nicht nur drüberstreuen will, kann sich an einem | |
Paradeiser-Bohnen-Eintopf mit Schnittlauchpesto versuchen. Dafür mache ich | |
einen Eintopf aus unterschiedlichsten Bohnen, etwa Saubohnen, Kidneybohnen | |
und Wachtelbohnen, die ich vorab einweiche. Ich röste Zwiebel, Knoblauch | |
und eine zerhackte Chilischote sowie etwas Bohnenkraut an, gieße alles mit | |
klarer Gemüsebrühe auf und lasse darin die Bohnen köcheln. Dazu kommen auch | |
noch Paradeiserstücke (Tomaten) und grüne Bohnen. Während alles kocht, | |
mache ich mich an das Pesto. | |
Dafür röste ich zuerst eine Handvoll Sonnenblumen-, Walnuss- und/oder | |
Pinienkerne in der Pfanne an. Dann wasche ich einen großen Bund | |
Schnittlauch und schüttle ihn trocken. Dazu ein, zwei Knoblauchzehen, ein | |
wenig zerteilter Parmesan sowie ein Schuss Oliven- oder Distelöl – und | |
alles pürieren. Mit Salz, Pfeffer und Zitronensaft abschmecken, den Eintopf | |
in tiefe Teller füllen und das Pesto dazu servieren. Guten Appetit! | |
28 Jan 2023 | |
## AUTOREN | |
Sarah Wiener | |
## ARTIKEL ZUM THEMA |