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# taz.de -- was neumitglieder sagen: „Wir müssen uns die Relevanz neu erkäm…
Adina Varga, 20, Stuttgart
Dass ich Anfang 2022 in die Linkspartei eingetreten bin, war Ergebnis eines
Prozesses. 2015 empfand ich zum ersten Mal richtige Wut über die
Gesellschaft. Damals machte ich ein Praktikum in einer
Geflüchtetenunterkunft. Ich entwickelte ein großes Unverständnis darüber,
dass man Menschen, nach all dem, was sie auf ihrer Flucht erleben mussten,
in solch unwürdigen Verhältnissen leben ließ.
Mein Frust über die Politik der Bundesregierung wurde durch mein Engagement
bei Fridays for Future noch stärker. Aber im Aktivismus habe ich nie ganz
Fuß gefasst. Ein Freund nahm mich dann mit zu einem Treffen der Linken in
Stuttgart. Da bekam ich schnell das Gefühl, eine Organisation gefunden zu
haben mit Menschen, die mein Gerechtigkeitsempfinden teilen.
In Baden-Württemberg unterscheidet sich die Linke stark von den anderen
Parteien – gerade weil das Land schwarz-grün geführt wird und unser
Ministerpräsident vehement seinen Dienst-Mercedes verteidigt. Im Moment
finde ich es aber schwierig, Argumente zu finden, warum mensch die Linke
auf Bundesebene wählen sollte. Wir schaffen es grade nicht, Menschen zu
verdeutlichen, warum es eine sozialistische Stimme und eine linke Partei im
Bundestag braucht. Um das zu erreichen, müssen wir uns wieder stärker in
linker Theorie verankern, geeinigt auftreten, uns zu einer klaren
politischen Linie bekennen, damit die Leute wissen: Wenn ich diese Partei
wähle, dann wird die lohnabhängige Klasse repräsentiert. Diese Relevanz
müssen wir uns jetzt wieder erkämpfen. Für mich ist das eine wichtige
Aufgabe der nächsten Jahre, aber gleichzeitig nicht unbedingt eine, die
unmittelbar in meinem Einflussbereich an der Basis liegt.
In meinem Ortsverband sieht das alles ganz anders aus. Bisher haben wir es
immer geschafft, uns gemeinsam auf Projekte zu verständigen. Letzten Mai
waren wir in Graz, wo die KPÖ, die Kommunistische Partei Österreichs, die
Bürgermeisterin stellt. Das war wie eine kleine Utopie.
Wenn wir es jetzt schaffen, uns mit Gewerkschaften und Beschäftigten zu
vernetzen, die Klimabewegung mit an Bord zu bekommen und bei den
Verhandlungen gemeinsam unsere Interessen durchzusetzen, dann beweisen wir
den Menschen wieder, warum Deutschland eine starke Linke braucht.
Wenn wir das hinkriegen, dann schaffen wir es auch 2025 wieder in den
Bundestag.
Protokoll: Tatjana Söding
14 Jan 2023
## AUTOREN
Tatjana Söding
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