# taz.de -- Der heimliche Chef | |
> Offiziell gibt es im Theater Bremen keine Theaterband. Geleitet wird sie | |
> von Musiker Andy Einhorn – der offiziell nicht zum Ensemble gehört. Das | |
> hindert ihn aber nicht daran, auf der Bühne oft den Ton anzugeben | |
Von Frank Schümann | |
Wer aktuell ins Theater Bremen geht, hat große Chancen, ihn da zu sehen – | |
oder zumindest zu hören: den Musiker Andy Einhorn. An fünf Produktionen ist | |
er gegenwärtig beteiligt, und überhaupt ist er seit gut zehn Jahren | |
Stammgast auf den Bühnen des Hauses. Zwar gehört er offiziell nicht zum | |
Ensemble, aber nicht wenige sehen ihn als eigentlichen Kopf der immer mal | |
wieder auftretenden Theater-Band – die es offiziell auch nicht gibt. | |
Der Bremer, der am liebsten auf einer kleinen Gitarre spielt, hat auch | |
jenseits davon Einfluss aufs Bühnengeschehen. In den Produktionen, in denen | |
er mitwirkt, versteht er sich als jemand, „dessen Rolle es ist, den | |
Schauspielern beizustehen, sie zu unterstützen mit der Musik, um dem Stück | |
zu dienen“, so Einhorn. | |
Angefangen hat alles mit einer Begegnung auf einem Schiff. „Ich habe dort | |
in einer Akustik-Band Gitarre gespielt“, erzählt der Musiker, „und Michael | |
Börgerding war auch da, der Intendant des Theaters. Er sprach mich darauf | |
an, dass er mich für die geplante Produktion von ‚Robin Hood‘ gebrauchen | |
könne – ja, und so kam es dann auch.“ Das Stück, in dem Einhorn nicht nur | |
als reiner Musiker, sondern als Bänkelsänger mit Sprechparts mitwirkte, | |
war die erste Produktion für ihn, „dann kam schnell eins zum anderen“, | |
erzählt der Musiker – unter anderem der Element-of-Crime-Liederabend „Jetzt | |
musst Du springen“, der sich rasch zur Kultveranstaltung entwickelte. | |
Im ganzen Haus erfreut sich der 58-Jährige großer Akzeptanz, was an seiner | |
offenen, verbindenden Art, aber natürlich auch an seinen vielen Fähigkeiten | |
liegt. Wenn es darum geht, am Tag der offenen Tür oder auf einer | |
Premierenfeier schnell noch „etwas Musik“ zu organisieren, ist ein Anruf | |
bei ihm immer eine gute Idee – beim bestens vernetzten Andy geht immer was. | |
Dessen Liebe zum Theater erwuchs tatsächlich erst seit jener Begegnung auf | |
dem Schiff. Zuvor hatte Einhorn eine beachtliche Musikerkarriere | |
absolviert, deren Stationen ein Studium, diverse eigene Bands, große | |
Tourneen als Begleitmusiker und Auftritte in TV-Produktionen wie dem | |
„Traumschiff“ beinhalteten. | |
Aber jetzt steht das Theater im Vordergrund. Wie die fünf aktuellen | |
Produktionen, von denen das Musical „Hello Dolly“ eine besondere | |
Herausforderung bedeutet, musste Einhorn doch erstmals mit einem Orchester | |
zusammenarbeiten. | |
Das Haus gibt ihm dabei aber auch andere Möglichkeiten: So arbeitet er für | |
kleinere Programme des Öfteren mit einzelnen KünstlerInnen zusammen, | |
präsentierte mit „Unforgettable“ auch schon einen eigens konzipierten, | |
großen Nat-King-Cole-Abend zu dessen 100. Geburtstag. Generell möge er es, | |
Herausforderungen anzunehmen und die Komfortzone zu verlassen, sagt | |
Einhorn. | |
Großen Wert lege er dabei darauf, die eigene Meinung einzubringen: „Da kann | |
ich auch mal nervig sein,wenn ich noch nicht zufrieden bin mit einem | |
Ergebnis“, behauptet er. „Die Musik ist mir einfach sehr wichtig.“ | |
16 Jan 2023 | |
## AUTOREN | |
Frank Schümann | |
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