Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Demo zur Schulplatzkrise: Lernen braucht Platz
> Rund 500 Eltern, Schüler*innen und Lehrer*innen demonstrieren in
> Pankow für mehr Schulplätze. Das Bündnis kündigt Protest in weiteren
> Bezirken an.
Bild: Zu wenig Schulplätze, kaputte Schulen: In Berlin formiert sich Protest d…
Es ist eine schön drastische Anekdote, die der Vorsitzende des bezirklichen
Schülerausschusses den Pankower Eltern da erzählen kann. Wegen schon
chronisch gewordenen Platzproblemen, so sei es ihm zugetragen worden,
müssten sich die Schüler*innen der Hagenbeck Oberschule in Weißensee
inzwischen auf den Fluren zum Sportunterricht umziehen. Auch der Vorschlag,
die Umkleidesituation auf den Schulhof zu verlagen, soll schon gefallen
sein.
Die etwa 500 Demo-Teilnehmer*innen, die sich am Montagabend auf der
Pankower Florastraße versammelt haben um gegen [1][die „Schulplatzkrise“]
zu demonstrieren, lachen natürlich über diese Geschichte. Aber es ist doch
wohl eher Galgenhumor, den die Eltern, Schüler*innen und
Pädagog*innen da beweisen.
Denn egal, ob die Anekdote mit der Hagenbeck Oberschule nun genauso stimmt:
Die Schulplatznot nicht nur im Bezirk Pankow ist groß. Und sie rührt vor
allem daher, dass zwar seit 2017 Milliarden in eine sogenannte
Schulbauoffensive gepumpt werden, um Gebäude zu sanieren und angesichts
wachsender Schüler*innenzahlen vor allem auch zu erweitern.
Doch auf vielen Baustellen ist der Fortschritt eine eher zähe
Angelegenheit. Trotz Zuständigkeiten, die man damals neu strukturiert
hatte, um Abläufe zu beschleunigen. Trotz der landeseigenen
Wohnungsbaugesellschaft Howoge, die auch mitbaut. Und auch trotz eines seit
2017 stetig gewachsenen Investitionsvolumens.
Das Problem: Ganz wesentliche Dinge haben sich eben nicht geändert. Zum
Beispiel sind die Reibungsverluste im Betriebsablauf zwischen den Bezirken
und den mitbauenden Senatsverwaltungen immer noch enorm. Außerdem
priorisiert die Bildungsverwaltung einig Baustellen für die
Investitionsplanung und andere eben nicht – ohne dass für die Bezirke
transparent werden würde, warum das so ist.
## Fenster kippen aus der Fassade
Und so kommt es, dass etwa das [2][Pankower Gymnasium am Europasportpark]
in einem völlig maroden Gebäude ausharren muss, wo die Fenster aus der
Fassade kippen und die Schule daher nun kurz vor einem Notfallumzug in ein
Bürogebäude steht. Weil Bezirk und Senatsverwaltung es eben ganz einfach
nicht auf die Reihe bekommen haben, gemeinsam rechtzeitig ausreichend
konkrete Bauplanungsunterlagen fertig zu haben, damit die Schule in die
Investitionsplanung des Landes aufgenommen werden kann. Wen da die größere
Schuld an der Verschleppung trifft, Senat oder Bezirk, ist da schon fast
wieder egal.
Denn, so steht es auch auf den Schildern der Demonstrant*innen: „Kinder
brauchen Platz zum Lernen.“ Diesen Fakt will auch Torsten Schneider,
parlamentarischer Geschäftsführer der SPD-Fraktion im Abgeordnetenhaus am
Montagabend gar nicht kleinreden. Vor sein Büro in der Florastraße ist die
Demo zur Abschlusskundgebung gezogen. Weil die parlamentarischen
Geschäftsführer der Parteien zwar keine Bildungspolitiker*innen sind
– aber diejenigen, die Einfluss haben, wenn es um Haushaltsverhandlungen
und Investitonsplanungen geht, also ums Geld.
Natürlich kann Schneider den Eltern nichts versprechen: „Ich kann Ihnen
nicht zusagen, dass wir die Investitionsplanung nochmal ändern“, sagt er.
Aber, natürlich auch das: „Wir werden das Thema politisch diskutieren,
dessen können Sie sich gewiss sein.“
Gewiss weiter mobilisieren will auch die Bürger*inneninitiative
Schule muss anders, die die Pankower Demo mit organisiert hat. Bis Mitte
November plant sie laut einem Sprecher zwei weitere Demos in
Friedrichshain-Kreuzberg und Tempelhof-Schöneberg.
Korrektur: In einer früheren Version dieses Textes war statt von der
Hagenbeck Oberschule vom Robert-Havemann-Gymnasium die Rede. Dabei handelt
es sich um eine Verwechslung.
18 Oct 2022
## LINKS
[1] /20000-Schulplaetze-fehlen/!5875261
[2] /Kaputte-Schulen-in-Berlin/!5883823
## AUTOREN
Anna Klöpper
## TAGS
Schulbau
SPD Berlin
Schulbau
Schulbau
## ARTIKEL ZUM THEMA
Marodes Gymnasium am Europasportpark: Hoffnung auf Mietübernahme
Die Kosten für den Notfallumzug in eine Büroetage sollen übernommen werden,
heißt es im Bildungsausschuss. Die Schulstadträtin weiß davon nichts.
Marode Schulen in Berlin: Flicken und hoffen
Das Gymnasium am Europasportpark gleicht einer Ruine, doch vor 2026 wird
nicht saniert. Die Schulbauoffensive ist mitunter eine zähe Angelegenheit.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.