| # taz.de -- Neuer Anlauf für Presseförderung | |
| > Ein neues Rechtsgutachten im Auftrag der Lokalverleger hält | |
| > Presse-Subventionen für eine Übergangsphase für zulässig | |
| Bild: Können digitale Medien die Zeitung im Briefkasten ersetzen? | |
| Von Christian Rath | |
| Es verstößt nicht gegen Grundgesetz und EU-Recht, wenn der Staat die | |
| morgendliche Zustellung von Tageszeitungen „für eine Übergangsphase“ | |
| subventioniert. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten des Verbands | |
| Deutscher Lokalzeitungen (VdL), das Johannes Weberling, ein auf Medienrecht | |
| spezialisierter Anwalt, verfasst hat. | |
| Die Debatte über die Einführung einer finanziellen Presseförderung nimmt | |
| neue Fahrt auf. Anlass ist die Erhöhung des Mindestlohns auf 12 Euro zum 1. | |
| Oktober, die auch für Zeitungszusteller:innen gilt. Anders als bei | |
| der Einführung des Mindestlohns 2015 gab es diesmal keinen Aufschub für die | |
| Zeitungsverleger. Dies gefährde jedoch die Zeitungsversorgung vor allem im | |
| ländlichen Raum, so die Verleger, dort sei die morgendliche Zustellung von | |
| Zeitungen nicht mehr wirtschaftlich möglich. | |
| Im Koalitionsvertrag der Ampelkoalition heißt es dazu: „Wir wollen die | |
| flächendeckende Versorgung mit periodischen Presseerzeugnissen | |
| gewährleisten und prüfen, welche Fördermöglichkeiten dazu geeignet sind.“ | |
| Kanzler Olaf Scholz (SPD) sagte den Verlegern Anfang Juni bei einer | |
| VdL-Tagung: „Wir werden uns dafür einsetzen, den Lokaljournalismus und | |
| besonders die Lokalzeitungen zu schützen und die Rahmenbedingungen Ihrer | |
| Arbeit zu verbessern.“ Das Bundeswirtschaftsministerium prüfe „aktuell“, | |
| welche Fördermöglichkeiten dazu geeignet sind. | |
| Tatsächlich hat das Ministerium von Robert Habeck (Grüne) bereits Ende 2021 | |
| ein Gutachten der von seinem Haus getragenen gemeinnützigen WIK Consult | |
| GmbH bestellt. Wann es vorliegt, konnte das Ministerium aber nicht sagen. | |
| Allerdings wird wohl am 27. September im Ministerium ein Branchendialog | |
| zum Thema Presseförderung stattfinden. | |
| Im Regierungsentwurf für den Haushalt 2023 sind bislang noch keine | |
| Presse-Subventionen vorgesehen, doch die Verleger wollen das in den | |
| kommenden Wochen noch ändern, nicht zuletzt in Gesprächen mit den | |
| Abgeordneten des Haushaltsausschusses. | |
| Zur Begleitmusik gehört da natürlich auch das Gutachten von Johannes | |
| Weberling. Ohne unabhängige Medien sei die Demokratie gefährdet. Zuschüsse | |
| für Tageszeitungen seien daher verfassungsrechtlich zulässig, heißt es | |
| dort, solange damit keine „inhaltslenkende Wirkung“ verbunden ist. Auch | |
| beim EU-Beihilferecht sei entscheidend, dass Subventionen | |
| „diskriminierungsfrei“, also „nicht nach Meinungsinhalten differenziert�… | |
| erfolgen. | |
| Worauf Weberling jedoch nicht direkt eingeht, sind die die Vorwürfe von | |
| reinen Digitalmedien wie t-online.de oder Krautreporter. Sie kritisieren, | |
| dass die gezielte Förderung gedruckter Zeitungen sie nicht nur ausschließe, | |
| sondern sogar gezielt ihre Konkurrenz aufpäppele. | |
| An derartiger Kritik war ein erster Anlauf für Presse-Subventionen 2021 | |
| gescheitert. Der Bundestag hatte bereits 220 Millionen Euro zur Verfügung | |
| gestellt und der damalige Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) ein | |
| Konzept zur Förderung der Digitalisierung von Printmedien vorgelegt, da zog | |
| die Bundespolitik im April 2021 die Reißleine, auch aus Angst vor | |
| langwierigen Gerichtsverfahren. | |
| Weberling betonte nun lediglich den Übergangscharakter von | |
| Presse-Subventionen. Für die Dauer nannte er aber unterschiedliche | |
| Kriterien. An einer Stelle wird ein Ende bereits 2025 und 2026 angedeutet, | |
| wenn flächendeckend Glasfaseranschlüsse und der neueste Mobilfunkstandard | |
| zur Verfügung stehen sollen. An anderer Stelle heißt es, die Förderung der | |
| morgendlichen Zustellung von Tageszeitungen solle so lange aufrechterhalten | |
| bleiben, bis „gleichwertige regionale und lokale | |
| journalistisch-redaktionell gestaltete Digitalangebote flächendeckend zur | |
| Verfügung stehen“. | |
| Doch würde dieses digitale Angebot genügen, wenn es viele Leser:innen | |
| einfach nicht wollen? Immerhin hat Weberling auch festgestellt: „Ein | |
| erheblicher Teil der Zeitungsleser ist nicht bereit, ein elektronisches | |
| Angebot als Ersatz für die gedruckte Zeitung zu akzeptieren.“ | |
| 13 Sep 2022 | |
| ## AUTOREN | |
| Christian Rath | |
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