# taz.de -- Joe Bidens Reise nach Saudi-Arabien: Schaurige Verbündete | |
> Der US-Präsident musste in Dschidda über den eigenen Schatten springen. | |
> Pragmatismus wog schwerer als seine ideologischen Überzeugungen. | |
Bild: Kronprinz Bin Salman wird auf internationaler Bühne langsam wieder salon… | |
Die Reise von [1][US-Präsident Joe Biden nach Dschidda] kann aus dreierlei | |
Perspektiven als schlechte Nachricht betrachtet werden: aus | |
palästinensischer, aus iranischer und aus menschenrechtlicher. Aus | |
pragmatischer Sicht aber war es der richtige Schritt. | |
Dass ausgerechnet Saudi-Arabien einer Annäherung an Israel zustimmt, muss | |
für die PalästinenserInnen bitter sein, war es doch der frühere saudische | |
Kronprinz Abdallah, der vor zwanzig Jahren ein [2][Friedensangebot] auf den | |
Tisch legte, mit dem der israelisch-arabische Konflikt als Gesamtpaket | |
beendet werden sollte. Alles oder nichts. Nun aber reiht sich Riad doch ein | |
in die Liste der arabischen Länder, die Israel die Hand reichen, ohne dabei | |
die Besatzung im Blick zu haben. | |
Tatsächlich können die PalästinenserInnen nur gewinnen. Bei erneuten | |
Friedensverhandlungen kann die PLO auf die Rückendeckung Riads vertrauen. | |
Und der Einfluss eines Verbündeten ist allemal größer als der eines Staats, | |
mit dem kein Abkommen besteht. Israel freut sich verständlicherweise. Schon | |
im Vorfeld der Biden-Reise öffnete Kronprinz Mohammed bin Salman den | |
Luftraum. | |
Damit verkürzen sich die Reisezeiten von Tel Aviv nach Fernost, und auch | |
die Luftwaffe dürfte neue, machbarere Routen für den Ernstfall, den | |
sogenannten Präventivangriff auf iranische Nuklearanlagen, berechnen. Das | |
Prinzip: Der Feind meines Feindes ist mein Freund funktioniert mit Blick | |
auf Israel und Iran. Richtet sich der saudische Blick hingegen auf | |
Ramallah, dann verschieben sich die Fronten. Israel wird dann wieder zum | |
Feind des Freundes. | |
[3][Gute Gründe, keinen Kontakte zu Riad zu unterhalten], gibt es nicht | |
erst seit dem [4][Mord an Jamal Khashoggi]. Öffentliche Enthauptungen, | |
Auspeitschen, Amputationen, die massive Diskriminierung von Frauen, der | |
Krieg im Jemen. Biden versprach einst, Saudi-Arabien zum Pariastaat zu | |
machen, aber die Welt ist nicht schwarz-weiß, und wer Einfluss nehmen will, | |
kann sich einen Boykott nicht leisten. | |
17 Jul 2022 | |
## LINKS | |
[1] /Joe-Biden-in-Saudi-Arabien/!5865463 | |
[2] https://www.theguardian.com/world/2002/mar/28/israel7 | |
[3] https://www.amnesty.de/informieren/laender/saudi-arabien | |
[4] /Kommentar-Mord-an-Jamal-Khashoggi/!5552153 | |
## AUTOREN | |
Susanne Knaul | |
## TAGS | |
Jamal Khashoggi | |
Israel | |
Atomabkommen mit Iran | |
Irans Atomprogramm | |
Joe Biden | |
Saudi-Arabien | |
Jamal Khashoggi | |
Saudi-Arabien | |
## ARTIKEL ZUM THEMA | |
Ermordung von Jamal Khashoggi: Der Kronprinz erwog eine „Kugel“ | |
Mohammed bin Salman soll den Mord an Kashoggi lange vor der Tat geplant | |
haben. Laut „New York Times“ haben US-Geheimdienste den saudischen Prinz | |
abgelauscht. | |
Getöteter Journalist Jamal Khashoggi: Hinweise auf Verwicklung bin Salmans | |
Im Fall des getöteten Journalisten Khashoggi gibt es laut „New York Times“ | |
starke Hinweise auf eine Verwicklung des saudischen Kronprinzen Mohammed | |
bin Salman. | |
Aus Le Monde diplomatique: Frau sein und frei sein in Riad | |
Das saudische Regime gesteht Frauen immer mehr Rechte zu. Mit dieser | |
Strategie poliert es seine Außendarstellung auf und grenzt sich vom Iran | |
ab. |