| # taz.de -- Gesundheit soll teurer werden | |
| > Lauterbach plant Maßnahmen gegen Kassen-Defizit, auch durch Mehrbelastung | |
| > für Beschäftigte | |
| Von Marita Fischer | |
| Der Zusatzbeitrag der gesetzlichen Krankenversicherung (GKV) soll im | |
| kommenden Jahr um 0,3 Prozent steigen. Das verkündete | |
| Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) am Dienstag. Zusammen mit | |
| dem allgemeinen Beitragssatz müssten dann insgesamt 16,2 Prozent vom | |
| Bruttolohn für die GKV abgeführt werden. Ein Rekordhoch. | |
| Der Zusatzbeitrag wird in der Regel von Arbeitgeber:innen und | |
| Beschäftigen je zur Hälfte gezahlt. Für die Beschäftigten würde das also | |
| ein monatliches Einkommensminus von 0,15 Prozent ihres Bruttolohns | |
| bedeuten. | |
| Die Erhöhung des Zusatzbeitrags ist Teil eines Maßnahmenpakets, durch | |
| welches das erwartete Kassen-Defizit von 17 Milliarden Euro ausgeglichen | |
| werden soll. Andere Maßnahmen des Pakets sehen einen Rückgriff auf | |
| Reserverücklagen der Krankenkassen, Flüsse von Steuermitteln und ein | |
| Darlehen des Bundes vor. | |
| Der momentane Gesundheitsminister sieht die Verantwortung für das | |
| Kassen-Defizit bei seinem Vorgänger Jens Spahn (CDU). „Die Bundesregierung | |
| hat die Finanzen der gesetzlichen Krankenkassen in einem sehr schwierigen | |
| Zustand vorgefunden“, so Lauterbach. Die jetzt oppositionelle CDU sieht das | |
| anders. Erwin Rüddel, CDU-Gesundheitsexperte, meint gegenüber der Funke | |
| Mediengruppe, dass die Beitragszahler:innen jetzt „ausbaden müssen, | |
| dass Lauterbach seit Monaten keine Reformen des GKV-Finanzierungsgesetzes | |
| liefert“. | |
| Hauptgründe für die Mehrausgaben der Krankenkassen seien die Pandemie und | |
| der Ukraine-Krieg. Da beides anhält, besteht die Sorge, dass das Defizit | |
| weiterwachsen und noch weiterführende Erhöhungen fordern könnte. „Im Grunde | |
| brauchen wir Ausgaben senkende Strukturreformen in allen Zweigen der | |
| Sozialversicherungen“, sagte Markus Jerger, Vorsitzender des | |
| Bundesverbandes Der Mittelstand (BVMW), dem Spiegel. Auch die | |
| Verbandschefin des Spitzenverbands der gesetzlichen Krankenversicherungen, | |
| Doris Pfeiffer, kritisiert, die Maßnahmen würden „allenfalls eine | |
| finanzielle Atempause“ schaffen. | |
| Die geplante Erhöhung der Zusatzbeiträge würde, neben der bestehenden | |
| Mehrbelastung durch Inflation und hohe Gaspreise, noch eine weitere | |
| finanzielle Belastung darstellen, insbesondere für Geringverdienende. Um | |
| das zu vermeiden, möchten die Grünen die Beitragsbemessungsgrenze (momentan | |
| 4.837,50 Euro Bruttolohn) anheben und fordern mehr Solidarität im | |
| Gesundheitssystem. Zwar finden sie eine moderate Erhöhung der | |
| Zusatzbeiträge aufgrund der steigenden Kosten sachgemäß, sie möchten aber | |
| durch die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze für eine fairere Verteilung | |
| der Belastung sorgen, erklärt Maria Klein-Schmeink von den Grünen gegenüber | |
| der taz. „Die Erhöhung der Beitragsbemessungsgrenze sorgt dafür, dass | |
| Menschen, die mehr verdienen, auch mehr zur Finanzierung der gesetzlichen | |
| Krankenversicherung beitragen.“, so die Grünenpolitikerin. (epd) | |
| 30 Jun 2022 | |
| ## AUTOREN | |
| Marita Fischer | |
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