Introduction
Introduction Statistics Contact Development Disclaimer Help
# taz.de -- Frauenfinale bei den French Open: Rapperin trifft auf Lieschen Mül…
> Der leichte Weg von Świątek und Gauff ins Finale wirft einen Schatten auf
> den Wettbewerb. Umso mehr Klasse verspricht das Duell.
Bild: Menschlich und sportlich gereift: Coco Gauff überzeugt in Paris auch abs…
Es ist dann doch noch ein kleines Traumfinale in dieser leicht merkwürdigen
Damen-Konkurrenz der French Open geworden. In Paris schieden ja die
topgesetzten Spielerinnen gleich reihenweise schon in der ersten Woche aus.
Auch die mit Starpotenzial: Vorjahressiegern Barbora Krejčíková aus
Tschechien verabschiedete sich bereits nach einem Match aus der
französischen Hauptstadt. Genauso [1][wie Naomi Osaka, das Gesicht des
Frauentennis]. Die Spanierin Paula Badosa schied in Runde drei aus. Der
britische Popstar Emma Raducanu durfte exakt zweimal auf der Terre Battue,
der roten Asche, im Stade de Roland Garros spielen.
So bleiben eigentlich nur noch Iga Świątek und Cori, genannt Coco, Gauff
übrig. Die 21 Jahre alte Polin gewann gegen Darja Kasatkina aus Russland am
Donnerstag mit 6:2, 6:1 und feierte damit ihren 34. Sieg in Serie. Świątek,
die 2020 in Paris ihren bislang einzigen Grand-Slam-Titel gewinnen konnte,
benötigte in einer wieder völlig einseitigen Partie auf dem Court Philippe
Chatrier lediglich 64 Minuten für ihren Erfolg. Gauff dominierte die
Italienerin Martina Trevisan ähnlich souverän und siegte 6:3 und 6:1. Beide
Halbfinalmatches dienten hier in Paris als Beleg für die These, dass das
Frauentennis vielleicht nicht in einer Krise steckt, aber doch insbesondere
in Sachen Entertainment im Vergleich zu den Herren abfällt.
Da trifft es sich ganz gut, dass Świątek und Gauff am Samstag das Endspiel
bestreiten. Veranstalter, Fans, Medien, sie alle hoffen endlich auf ein
hochklassiges und vielleicht auch mal ausgeglichenes und deshalb
spannenderes Match. [2][Świątek geht natürlich als Favoritin in dieses
Damenfinale]. Bisher hat sie nur gegen die Chinesin Zheng Qinwen im
Achtelfinale einen Satz abgegeben. Świątek wirkt auf dem Platz rastlos und
in einer Art permanentem Erledigungsmodus. Ihre Bewegungen sind schnell,
ihre Schläge brutal hart. Sie zermürbt ihre Gegnerinnen regelmäßig und hat
auf diese unbarmherzige Art in diesem Jahr schon fünf Turniere auf der Tour
gewonnen.
Kritiker sagen, der Polin würde das nötige Charisma fehlen, um auch nur in
die Nähe einer Naomi Osaka zu kommen. Świątek schillert nicht. Sie ist ein
Normalo. Gauff, ihre Gegnerin am Samstag, legt ihr das sogar zum Vorteil
aus. „Ich kenne sie von vielen Juniorenturnieren. Damals war sie noch weit
hinten im Ranking. Jetzt ist sie die Nummer eins und ich muss wirklich
sagen, dass sich an ihr nichts geändert hat – außer ihrem Tennis“, sagte
die Amerikanerin über ihre nächste Gegnerin. Dazu könnte man ihr eigentlich
nur gratulieren, so Gauff weiter.
## Statement gegen Waffengewalt
Die 18-Jährige aus Atlanta, Georgia, ähnelt in ihrem Stil auf dem Platz
Świątek. Auch Gauff spielt druckvolles und variantenreiches Power-Tennis.
Abseits des Courts könnten die beiden aber kaum unterschiedlicher sein. Das
fängt schon beim Outfit an. Während Świątek eher wie Lieschen Müller
rüberkommt, setzt die Amerikanerin gerne mal Statements.
Nach ihrem Halbfinalsieg gegen Trevisan sah sie oben auf dem Podium bei der
Pressekonferenz mehr wie ein Rapperin aus. Ihren schwarzen Bucket Hat,
einer dieser Fischerhüte, die in Paris bei der Jugend gerade schwer
angesagt sind, hatte sie sich tief ins Gesicht gezogen. Dazu trug sie eine
schwarze Trainingsjacke.
Gauff hat aber noch mehr zu bieten als coole Outfits. Die Amerikanerin,
deren Stern 2015 in Wimbledon aufging, als sie im Alter von 15 Jahren erst
im Achtelfinale gestoppt wurde, hat eine enorme Entwicklung hingelegt. Als
Spielerin, aber vor allem auch als Mensch. „Frieden! Beendet Waffengewalt“,
schrieb Gauff auf die Linse der TV-Kamera nach ihrem letzten Match am
Donnerstagabend. Es ist üblich, dass Tennisprofis nach ihren Siegen Grüße
oder Botschaften auf die Linse der Kamera hinterlassen. Es sei ein
spontaner Einfall gewesen, sagte Gauff hinterher zu der
aufmerksamkeitswirksamen Aktion. Wie reflektiert und reif der Teenager
mittlerweile ist, davon zeugte dann auch ihr spontaner Monolog über
[3][Waffengewalt in den USA]. „Für mich ist es wichtig, die Plattform, die
ich habe, zu nutzen. Vor allem hier in Europa“, sagte sie.
Sportlich fehlt Gauff noch der ganz große Coup, aber sie ist auch nicht –
wie so viele junge Profis nach schnellen Erfolgen zu Karrierebeginn –
abgestürzt, sondern im Ranking stetig geklettert. Und jetzt ist sie richtig
da – ausgestattet mit einem wunderbaren Humor und viel Sinn für die
Perspektive. Fehlt nur noch der Grand-Slam-Titel.
4 Jun 2022
## LINKS
[1] /Japans-Superstar-Naomi-saka/!5787495
[2] /Nach-Ruecktritt-von-Tennisstar-Barty/!5843175
[3] /Waffendebatte-in-den-USA/!5855495
## AUTOREN
Klaus Bellstedt
## TAGS
Tennis
French Open
Finale
Tennis
Tennis
Tennis
## ARTIKEL ZUM THEMA
Überraschung in Wimbledon: Eubanks bietet Tennis total
Christopher Eubanks steht nach einem sensationellem Sieg gegen Stefanos
Tsitsipas im Viertelfinale von Wimbledon. Sein Stil berauscht das Publikum.
Nach Rücktritt von Tennisstar Barty: Platz an der Sonne
Iga Swiatek ist die neue Nummer eins im Tennis der Frauen. Das bestätigte
die Polin eindrucksvoll beim Sieg in Miami gegen Naomi Osaka.
Überraschung bei French Open: Furchtlos im Dschungel
Die erst 19 Jahre alte Polin Iga Swiatek gewinnt das Finale der French
Open. Das Geheimnis der Tennisspielerin: die Arbeit mit einer
Sportpsychologin.
You are viewing proxied material from taz.de. The copyright of proxied material belongs to its original authors. Any comments or complaints in relation to proxied material should be directed to the original authors of the content concerned. Please see the disclaimer for more details.