# taz.de -- „Die Lage wird immer bedrohlicher“ | |
> Eine Online-Podiumsdiskussion spricht über von extremen Rechten | |
> bekämpften Journalist:innen | |
Interview Teresa Wolny | |
taz: Herr Dinkloh, wie ist die Bedrohungslage für Journalist:innen in | |
Niedersachsen? | |
Peter Dinkloh: Aktuell kann man von drei Kräften in der Gesellschaft | |
sprechen, die die freie Berichterstattung durch Journalist:innen | |
behindern und die im Moment aus unterschiedlichen Richtungen Rückenwind | |
erhalten, sodass die Lage für Kolleg:innen besonders auf Demos immer | |
bedrohlicher wird. Da gibt es zum einen die Infragestellung des | |
öffentlich-rechtlichen Rundfunks, insbesondere durch die AfD, aber auch bei | |
bürgerlichen Parteien wie FDP und CDU. Eine andere Ebene der Bedrohung sind | |
Verschwörungstheoretiker:innen, die mit dem Schlagwort „Lügenpresse“ eine | |
spezifische Agenda der Journalist:innen vermuten. Drittens gibt es die | |
Bedrohung durch Rechtsextreme, die eine treibende Kraft bei den Coronademos | |
sind. | |
Wie müssen Medienvertreter:innen geschützt werden? | |
Da ist genau der Kern der Sache. Für die Sicherheit der Journalist:innen, | |
die auf Demos ihre Arbeit machen, ist die Polizei verantwortlich. Da wäre | |
es sicher angebracht, dass Beamt:innen besser geschult werden und sich | |
nicht auch noch vor den Karren der Demonstrierenden spannen lassen, etwa | |
wenn die Personalien von Journalist:innen aufgenommen werden. Dass das | |
rechtswidrig ist, haben wir gerade noch einmal in einem Gerichtsurteil | |
bestätigt bekommen. Anschließend müssen wir auch über das gesellschaftliche | |
Klima reden. Wenn die Legitimation der Öffentlich-Rechtlichen und damit | |
auch die Legitimation von Journalismus infrage gestellt wird, verschärft | |
das auch die Bedrohungslage für Journalist:innen. | |
Was können die Redaktionen tun? | |
Zusammen mit anderen haben wir von der DJU einen Pressekodex erarbeitet, | |
der unterschiedliche Mechanismen vorsieht, wie Kolleg:innen unterstützt | |
werden können. Die Unterstützung kann psychologisch sein, sich aber auch | |
auf das Wohnumfeld oder die Familien richten. Bei diesen Maßnahmen können | |
natürlich auch Redaktionen ihren Beitrag leisten. Trotzdem gibt es Fälle, | |
bei denen Betroffene dort nicht die Unterstützung bekommen haben, die sie | |
verdient hätten und die sie bräuchten, wenn sie bedroht wurden. | |
Warum nicht? | |
Wohlwollend würde ich sagen, dass die Redaktionen, die sich dem noch nicht | |
angeschlossen haben, genau die Zielgruppe von Veranstaltungen wie unserer | |
Podiumsdiskussion sind. Wir wollen besonders die Leitungsebenen, die selbst | |
nicht mehr so oft auf der Straße unterwegs sind, für die Schwierigkeiten | |
und Problemsituationen sensibilisieren. | |
Sind freie Journalist:innen diesen Gefahren besonders ausgesetzt? | |
Bei freien Kolleg:innen stellt sich insbesondere die Frage, was für ein | |
Netzwerk zur Unterstützung eigentlich besteht, wenn ein Problem auftritt. | |
Wir als Gewerkschaft gehören dabei oft zu den wenigen Quellen, auf die | |
Freie in einem solchen Fall zurückgreifen können, sei es praktischer oder | |
juristischer Natur. | |
28 Feb 2022 | |
## AUTOREN | |
Teresa Wolny | |
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