# taz.de -- Olympia 2022 – Dabei sein verboten (14): #MeToo im Knast | |
> Journalistin Sophia Huang Xueqin sitzt seit September in Haft. Ihre | |
> #MeToo-Recherchen und ihr Einsatz für Meinungsfreiheit sind ein Problem | |
> in China. | |
Bild: Kampf gegen sexuelle Übergriffe: Dank Sophia Huang Xueqin ist die #MeToo… | |
Sie ist die wohl bekannteste #MeToo-Aktivistin in China und zugleich | |
Investigativjournalistin in Guanghzhou, der Hauptstadt der südlichen | |
Provinz Guangdong. Beide Profile vereinigt Sophia Huang Xueqin kongenial in | |
ihrer Person und erzielte so Wirkungen, die auch mächtige männliche Kreise | |
im patriarchal dominierten China nicht einfach ignorieren konnten. | |
Im Herbst 2017 hatte die damals 39-Jährige eine Umfrage unter 416 | |
chinesischen Journalistinnen aus 15 Provinzen zu sexueller Belästigung | |
gemacht. Zum internationalen Frauentag am 8. März 2018 legte sie dann einen | |
Report vor: Demnach waren 80 Prozent der befragten Journalistinnen schon | |
einmal sexuell belästigt worden, davon 42,2 Prozent mehr als einmal. | |
Schon während Huangs Recherchen hatte sich eine Doktorandin einer Pekinger | |
Universität mit der Bitte um Hilfe in einem konkreten Fall an sie gewandt. | |
Gemeinsam gingen die beiden Anfang 2018 damit an die Öffentlichkeit und | |
erreichten nicht nur Aufmerksamkeit, sondern auch, dass der Täter seine | |
Lehrbefugnis verlor. Die beiden Frauen gründeten die Organisation Hard | |
Candy. Spätestens damit war die #MeToo-Bewegung auch in China angekommen. | |
Huang engagierte sich in ähnlichen Fällen und inspirierte womöglich auch | |
die Tennisspielerin Peng Shuai in Chinas Aufsehen erregendstem Fall. | |
Doch blickte sie auch in das benachbarte damals noch autonomere Hongkong. | |
Dort demonstrierte 2019 eine demokratische Massenbewegung gegen ein | |
Auslieferungsgesetz mit China. [1][An einem der großen Proteste nahm Huang | |
teil], äußerte sich in Social-Media-Beiträgen positiv und kritisierte | |
Pekings Einschränkungen der Meinungsfreiheit. Weil Peking ein Überspringen | |
der Proteste auf das Festland fürchtete, kam Huang drei Monate in Haft. | |
2021 bewarb sie sich erfolgreich für ein Stipendium in England. Doch am 19. | |
September, einen Tag bevor sie dorthin fliegen wollte, wurde sie zusammen | |
mit dem Arbeitsrechtsexperten Wang Jianbing, verhaftet. Erst zwei Monate | |
später bestätigten die Behörden die mit „Anstiftung zur Untergrabung der | |
Staatsmacht“ begründete Festnahme. Diese soll darauf basieren, dass beide | |
regelmäßig an Treffen des Freundeskreises in Wangs Wohnung teilnahmen. | |
Am 9. November [2][meldete Amnesty International], dass beide bisher weder | |
Kontakt zu einem Anwalt noch zu Angehörigen haben durften. Stattdessen | |
seien viele ihrer Freunde verhört worden. „Weder Huang noch Wang haben ein | |
international anerkanntes Verbrechen begangen. Deshalb müssen sie | |
unverzüglich freigelassen werden“, fordert Amnesty International. | |
18 Feb 2022 | |
## LINKS | |
[1] https://www.nytimes.com/2020/01/17/world/asia/china-metoo-huang-xueqin.html | |
[2] https://www.amnesty.org/en/latest/news/2021/11/china-metoo-journalist-and-l… | |
## AUTOREN | |
Sven Hansen | |
## TAGS | |
Schwerpunkt #metoo | |
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