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# taz.de -- petition der woche: Brücke abreißen, Boden versiegeln, Bauland ge…
Die einen wollen Brücken bauen, die anderen wollen sie einreißen. Manche
wollen gleich beides und außerdem noch Bauland dazu.
Zu letzteren gehört die Mehrheit des Gemeinderates von Rech, einem Dorf an
der Ahr, das [1][bei der Flutkatastrophe im Sommer] zu großen Teilen
zerstört wurde. Das Wahrzeichen von Rech, die 262 Jahre alte und unter
Denkmalschutz stehende Nepomukbrücke, blieb größtenteils stehen. Nur ein
Brückenbogen wurde in der Nacht vom 14. auf den 15. Juli von der Flut
weggerissen.
Dieser Bogen habe allerdings immense Schäden angerichtet, sagte der
Bauingenieur Joachim Gerke, Leiter der Abteilung Wasserwirtschaft,
Abfallwirtschaft und Bodenschutz der Struktur- und Genehmigungsdirektion
Rheinland-Pfalz (SGD) [2][der Rhein-Zeitung]. Mit dem Brückenbogen seien
viele Tonnen Geröll und Schutt schlagartig in die Ortschaft gespült worden.
Damit sich eine solche Katastrophe nicht wiederholt, soll nun die alte
Nepomukbrücke komplett abgerissen werden. So hat es der Gemeinderat
entschieden.
Noch nicht entschieden ist, ob ein Brückenpfeiler als Andenken erhalten
bleiben und eine neue Fußgängerbrücke errichtet werden soll.
Der Abriss hat aber einen bitteren Beigeschmack, denn Hochwasserschutz ist
nicht der einzige Grund für den Abriss der Brücke. Schon seit einiger Zeit
gibt es in Rech die Bemühungen, in der Nähe der Nepomukbrücke Bauland
auszuweisen. Die Brücke steht durch ihre Lage den Genehmigungen im Weg.
Schnell Bauland zu gewinnen, hat aber seit der Flut einen neuen
Stellenwert: 21 Häuser auf 13 Grundstücken wurden weggespült worden, deren
Eigentümer sind jetzt obdachlos. 139 Haushalte sind betroffen. Hätte es die
Brücke nicht gegeben, sagt der Ortsbürgermeister Dominik Gieler (CDU),
wären 30 Haushalte weniger betroffen gewesen, und „ein erheblicher Teil der
Häuser würde noch stehen“.
Jetzt soll ausgerechnet in einem Teil des Überschwemmungsgebietes neues
Bauland entstehen. Also genau dort, wohin die Ahr ausgewichen ist, als das
Flussbett nicht mehr ausreichte. „Mir ist es eigentlich egal wo Bauland
entsteht“, sagt der Bürgermeister, „das Ortsbild ist sowieso zerstört.
Hauptsache die Leute werden versorgt.“
Noch könnte allerdings die Denkmalschutzbehörde gegen die vollständige
Zerstörung der Nepomukbrücke vorgehen. Kulturdenkmäler können zwar
abgerissen werden, wenn andere Belange, etwa der Schutz von Menschenleben,
höher eingestuft werden als der Denkmalschutz. Aber wäre dies hier wirklich
der Fall? Das Genehmigungsverfahren der Denkmalschutzbehörde ist noch nicht
abgeschlossen.
Gegen den Abriss protestiert inzwischen [3][die Onlinepetition „Revidierung
der Entscheidung zum Abriss des Kulturdenkmals Nepomukbrücke“]. Deren
Initiator, Dominik Nierada, begründet seinen Einsatz für den Erhalt des
Wahrzeichens von Rech mit der „wunderbaren Architektur“ und der „Geschich…
der Heimat“. Den absurden Aspekt, dass Experten vor einer weiteren
Versiegelung der Böden warnen, weil sie Hochwasser begünstige, lässt er
allerdings unerwähnt. Bis Freitagmittag hatten 1.582 Menschen die Petition
unterzeichnet.
Clemens Sarholz
15 Jan 2022
## LINKS
[1] /Unterwegs-im-Flutgebiet/!5823146/
[2] https://www.rhein-zeitung.de/region/aus-den-lokalredaktionen/kreis-ahrweile…
[3] https://www.change.org/p/gemeinderat-des-ortes-rech-revidierung-der-entsche…
## AUTOREN
Clemens Sarholz
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