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# taz.de -- Neuer 96-Trainer Christoph Dabrowski: Gekommen, um zu bleiben
> Hannovers Trainer Christoph Dabrowski darf wohl bleiben, trotz der 4:1
> Niederlage gegen Werder. Er ist der Kumpeltyp, den die Mannschaft
> braucht.
Bild: Kumpel der Spieler: 96-Trainer Christoph Dabrowski
Hannover taz | Seine Geschichte passt bestens in die Weihnachtszeit. Schon
vor dem letzten Heimspiel des Jahres stand bei Hannover 96 fest: Christoph
Dabrowski wird als echtes Geschenk und gute Lösung empfunden.
Bis zum 1:4 gegen Werder Bremen war der Nachfolger des erfolglosen Jan
Zimmermann lediglich ein Interimstrainer. Nun soll der 43-Jährige trotz der
hohen Niederlage zum Cheftrainer befördert werden. Warum? Weil sich eine
eben noch völlig verunsicherte Mannschaft an ihm aufrichtet. „Dabro“, wie
ihn alle nennen, war in Hannover und Bremen lange Zeit als Profi
erfolgreich und beliebt. Die 96-Spieler loben seine Art zu motivieren und
auf Augenhöhe zu kommunizieren. Es regt sich etwas nach dem Trainerwechsel.
Lediglich 5.000 Zuschauer, so wollten es die aktuellen Corona-Spielregeln
in Niedersachsen, durften die knifflige Partie gegen Werder Bremen
miterleben. Die Beförderung von Dabrowski vom Provisorium zum echtem Chef
hatte die Vereinsführung von Hannover 96 davon abhängig gemacht, ob die
Spieler eine engagierte Leistung zeigen.
Seit der Entlassung von Zimmermann und dem Einspringen von Dabrowski waren
nach Wochen der Tristesse ein Sieg gegen den Hamburger SV und ein Erfolg in
Ingolstadt gelungen. „Die Mannschaft hat klare Signale gesendet“, findet
Dabrowski. Er hat gute Chancen, sich in die lange Liste von mehr als 50
Cheftrainern einzureihen, die Hannover 96 seit Gründung der Bundesliga
schon beschäftigt und entlassen hat.
Das entscheidende Argument für eine dauerhafte Beförderung von Dabrowski
dürfte sein: Für Spieler und Fans fühlt es sich so an, als ob einer von
ihnen aufrückt. Der frühere Mittelfeldspieler gehört nicht zu der Sorte
Trainer, die den Profifußball als Wissenschaft darstellen und lange
Vorträge über Spielstrategien hält.
Dabrowski hat sich seit 2013 bei Hannover 96 in unterschiedlichen
Funktionen um Profis von morgen gekümmert. Erfahrene Nachwuchstrainer wie
er bringen ein feines Gespür dafür mit, wie die aktuellen
Fußball-Generationen ticken und wie man sie als Trainer anspricht. Der
nächste Schritt wäre dann, auch gestandenen Spielern eine Richtung
vorzugeben, der sie gerne folgen.
Beim Heimspiel der 2. Bundesliga gegen Bremen war zu beobachten: Werder hat
[1][eine sehr spielstarke Mannschaft]. Romano Schmidt (22. Minute), der
frühere 96-Stürmer Marvin Ducksch (51.), Anthony Jung (72.) und Marco
Friedl (84.) erzielten schön anzusehende Tore. Auf der Gegenseite war die
Elf von Hannover 96 angesichts der Gegentreffer nicht geschockt, sondern
erstaunlich mutig. Den zwischenzeitlichen Ausgleich hatte Sebastian Kerk
(34.) mit einem frechen Freistoß erzielt. Der Rest der Partie war hart
umkämpft und von vielen Torchancen geprägt. Beides dürfte dazu beitragen
haben, dass eine Weiterbeschäftigung von Dabrowski sinnvoller erscheint,
als ein weiteres Mal einen externen Nachfolger suchen. Zum
Redaktionsschluss stand die Entscheidung allerdings noch nicht fest.
Einen Trainer aus den eigenen Reihen aufrücken zu lassen, hat kurzfristig
betrachtet viele Vorteile. Wahrscheinlich musste am Schlüsselbund von
Dabrowski wenig bis gar nichts verändert werden. Er kennt in Hannover jeden
Trainingsplatz und die Besonderheiten von 96 aus dem Effeff.
## Eine defensive und damit zunächst gute Entscheidung
Das dürfte auch für die besonderen Umstände eines
Beschäftigungsverhältnisses unter dem bei Hannover 96 alles entscheidenden
Martin Kind gelten. Er [2][hebt und senkt seit mehr als 20 Jahren den
Daumen], wenn es um die wesentlichen Personalentscheidungen dieses
wankelmütigen Vereins geht. Die Personalakte von Dabrowski vom Ordner der
Amateurtrainer in den mit den Profitrainern umzuheften, wäre eine defensive
und deshalb zunächst kluge Entscheidung. In der Spielzeit 2021/22 geht es
für Hannover 96 nicht mehr darum, die Welt zu erobern und eventuell
aufzusteigen, sondern sich zu stabilisieren.
Wenn Dabrowski über seine Aufgabe und seine neue Mannschaft spricht, klingt
er immer noch wie ein aktiver Fußballer. In seinem Vokabular hinterlassen
Spieler im Training „Duftmarken“ und machen „richtig Alarm“. Wer aus
eigener Erfahrung weiß, wie es in einer Umkleidekabine der 1. oder 2.
Bundesliga riecht, der hat es leicht, als Trainer Nähe zu einer Mannschaft
aufzubauen. Das hilft beim Trösten nach einer bitteren Niederlage wie der
gegen Werder. Beim Aufrütteln, Antreiben oder Anschreien ist Distanz
eigentlich das bessere Werkzeug. Dabrowski wird beweisen müssen, dass er
mehr als der Kumpeltyp sein kann.
20 Dec 2021
## LINKS
[1] /Nach-der-Niederlage-bei-Holstein-Kiel/!5814840
[2] /Machtverhaeltnisse-bei-Hannover-96/!5808130
## AUTOREN
Christian Otto
## TAGS
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