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# taz.de -- momentaufnahmen: Wenn die Polen mal wieder schneller sind
Im Kreis Dithmarschen liegt das Glück noch am Straßenrand. Zweimal im Jahr,
wenn Sperrmüll ist. In Städten gibt es dieses Phänomen schon lange nicht
mehr. Allein das Erspähen von Sperrmüllhaufen und das Stöbern darin kann
Glücksgefühle auslösen.
Nach einem Ausflug an die Nordsee, auf dem Rückweg nach Hamburg, sichten
wir in dem Dorf Bargenstedt einen besonders großen Haufen – und werden
fündig. Während der Mann das Auto, abgestellt in einer Seitenstraße, holt,
bekomme ich Gesellschaft von einer Anwohnerin. Nach einem Smalltalk – „Nee,
was die Leute alles wegschmeißen“ – beugt sie sich verschwörerisch zu mir
vor und sagt: „Man muss aber schnell sein, bevor die Polen kommen.“
In dem Moment biegt der Mann, polnischer Staatsbürger, mit dem Auto,
polnisches Kennzeichen, ums Eck. Ich kann es mir nicht verkneifen und sage:
„Oha, da sind sie schon, die Polen.“ Während wir fröhlich Stuhl und
70er-Jahre-Anrichte verladen, tritt die Dame mit hochrotem Kopf heran, den
man trotz Dämmerung gut erkennt, und sagt bestimmt dreimal: „Das tut mir
leid, das wusste ich ja nicht.“
Macht nichts, sage ich, und winke freundlich: Do widzenia! Juliane Preiß
13 Nov 2021
## AUTOREN
Juliane Preiß
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