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# taz.de -- Debatte über vierte Coronawelle: Die Mitschuld der Hausärzte
> Die Impfquote dümpelt in Deutschland vor sich hin. Jetzt sollen wieder
> die Impfzentren öffnen – nachdem sie voreilig geschlossen wurden.
Bild: Geschlossen: Impfzentrum in Frankenthal am 30. September
Noch im Frühjahr empörte sich der [1][Hausärzteverband] über die
Impfzentren. Zu teuer seien sie und ineffizient. Der Verband forderte eine
zügige Freigabe des Impfstoffs für Praxen. Denn seine Mitglieder, die
niedergelassenen Ärzte, hätten viel besseren Kontakt zur Bevölkerung. Sie
könnten sehr viel besser beurteilen, wer zuerst geimpft werden müsse.
Seit dem Spätsommer gibt es Impfstoff im Überfluss. Die niedergelassenen
Ärzte könnten also impfen, was das Zeug hält. Trotzdem [2][dümpelt die
Impfquote vor sich hin]. Und obwohl die Infektionszahlen seit Wochen auf
atemberaubende Weise in die Höhe schießen und sich die Krankenhäuser wieder
mit schweren Covid-19-Fällen füllen, wollen sich mehr als 20 Millionen der
Impfberechtigten auch weiter nicht schützen lassen.
Was das mit den Hausärzten zu tun hat? Sie und ihre Verbände tragen eine
Mitschuld am schleppenden Verlauf der Impfkampagne. Das fing mit ihren
Versprechen im Frühsommer an. Der Hausärzteverband hatte vorgerechnet, dass
bundesweit rund 150.000 Praxen impfen könnten. Tatsächlich aber beteiligte
sich nur ein Drittel davon. Viele gaben an, das Prozedere mit dem Impfen
sei ihnen zu umständlich, der bürokratische Aufwand zu groß. Hinzu käme die
viele Aufklärungsarbeit, die sie zu leisten hätten.
Genau daran mangelte es offenbar aber auch unter ihnen. Tatsächlich gab und
gibt es bis heute nicht wenige, die aktuelle Forschungsergebnisse nicht
mitverfolgen, Impfungen gar ablehnen und das ihren Patient:innen
gegenüber auch zum Ausdruck bringen. Als [3][Ende August die ersten
Impfzentren schlossen], stiegen prompt auch viele der Hausärzte aus der
Impfkampagne aus – mehr als die Hälfte allein in Thüringen und Sachsen. Sie
dachten, die Pandemie sei vorüber.
## Impfen in Apotheken
Doch es wäre falsch, die Schuld für die miserable Impfquote allein ihnen zu
geben. Es wäre Aufgabe der Gesundheitsminister gewesen, Impfungen – wie im
Frühjahr einmal angeregt wurde – auch in Apotheken zu ermöglichen. So wie
es zwischenzeitlich an jeder Ecke Möglichkeiten zum Testen gab, hätte es ab
dem Zeitpunkt mit ausreichend viel Vakzinen ähnlich viele Orte fürs Impfen
geben sollen.
Wieder zeigt sich, was an dieser Pandemie inzwischen typisch ist: Maßnahmen
werden zerredet, Zweifel gesät. Und der verantwortlichen Politik gelingt es
nicht, die wirklich relevanten Schritte zu vermitteln, nicht mal unter
Hausärzten. Leidtragende sind all jene Ärzte und Pflegekräfte in den
Krankenhäusern, die nun zum vierten Mal innerhalb von zwei Jahren vor ihrer
Belastungsgrenze stehen. Solidarität unter der Ärzteschaft? Fehlanzeige.
1 Nov 2021
## LINKS
[1] https://www.hausaerzteverband.de/
[2] /Ende-der-Coronanotlage/!5807375
[3] /Aktuelle-Nachrichten-in-der-Coronakrise/!5804962
## AUTOREN
Felix Lee
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Impfung
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