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# taz.de -- In Eckernfördekränkelt die Klinik
> In Eckernförde droht dem örtlichen Krankenhaus die Schließung wegen roter
> Zahlen. Die Frage stellt sich landesweit: Was zählt – Nähe vor Ort oder
> dezentrale Spezialisierung?
Bild: Als Bootsfahrer*in ist man in Eckernförde gut aufgehoben, als Patient*in…
Von Esther Geißlinger
Wird das Krankenhaus im Ostseestädtchen Eckernförde geschlossen? Die
kreiseigene Imland-Klinik schreibt rote Zahlen, und die Coronapandemie hat
die Probleme verstärkt. Im Flächenland geht der schleichende Strukturwandel
weiter – Kassen wie Krankenhausgesellschaft wünschen sich mehr Steuerung
durch die Politik.
„Finger weg“ stand auf den Plakaten, mit denen Beschäftigte und
Anwohner*innen schon vor Wochen gegen die Schließung protestierten. In
Eckernförde steht eines von zwei Häusern der Imland-Klinik im Kreis
Rendsburg-Eckernförde, beide schreiben rote Zahlen. Weil die Insolvenz
droht, hat der Kreis ein Wirtschaftsprüfungsunternehmen eingeschaltet, das
drei Szenarien vorschlägt. Alle sind mit Sparmaßnahmen verbunden, darunter
als härtester Eingriff das Ende für den Standort Eckernförde.
Für das wirtschaftliche Desaster macht die Klinikleitung die Coronapandemie
mitverantwortlich: Weniger Patient*innen kamen, gleichzeitig stiegen
die Kosten für Hygienemaßnahmen. Ausgleichszahlungen des Bundes halfen vor
allem Häusern in Regionen mit hoher Inzidenz – das traf für
Schleswig-Holstein kaum zu.
„Corona hat die Situation verschärft, aber es gibt strukturelle Probleme
kleiner Häuser, die nach der Pandemie bleiben werden“, sagt Patrick
Reimund, Geschäftsführer der Krankenhausgesellschaft Schleswig-Holstein
(KGSH). Landesweit gibt es 114 Klinikstandorte mit rund 15.000 Betten,
hinter denen 75 Krankenhausträger stehen – diese Zahlen sind seit Jahren
stabil, zeigt die Statistik des Verband der Ersatzkasse (VDEK), dem in
Schleswig-Holstein eine Reihe gesetzlicher Krankenkassen angehören.
Dennoch verschiebt sich etwas: Der Trend geht zur Verkleinerung, einzelne
Stationen schließen, Angebote fallen weg. Proteste in der Öffentlichkeit
gibt es vor allem, wenn Geburtsstationen schließen, aber auch in vielen
anderen Bereichen findet eine Spezialisierung statt. Gut so, sagt die
Leiterin der VDEK-Landesvertretung Schleswig-Holstein, Claudia Straub: „Es
kann in Zukunft nicht mehr so sein, dass jedes Krankenhaus jeden möglichen
Eingriff anbietet.“ Tatsächlich zeigen Studien, dass – besonders bei
komplizierten Behandlungen – mehr Fälle und damit mehr Routine zu besseren
Erfolgen führen. Patrick Reimund von der KGSH spricht von einer
„zwiespältigen Diskussion“. Denn es gehe auch um Nähe: „Es macht etwas …
einem Ort, ob es eine Klinik gibt.“ Aber auch er glaubt, dass die „Struktur
auf den Prüfstand“ muss und es dabei auch um die Frage gehe, ob jeder
Standort erhalten bleibe. „Wir brauchen ein Zielbild, auf dessen Basis wir
eine Bestandsaufnahme machen und Entscheidungen treffen müssen“, sagt
Reimund. „Vermutlich werden es am Ende weniger Kliniken als heute.“
Aber, da sind sich Krankenhausgesellschaft und Kassenverband einig, dieses
Zielbild fehlt zurzeit, die Entscheidungen bleiben den Trägern überlassen.
„Hier ist das Land gefordert, über die Krankenhausplanung nicht nur die
Bettenzahl vorzugeben, sondern auch das Leistungsangebot der Häuser zu
steuern“, sagt Claudia Straub der taz.
Landesgesundheitsminister Heiner Garg (FDP) kennt die Probleme. Er glaubt,
dass es wegen des Mangels an Fachpersonal notwendigerweise zu einer
Konzentration der Standorte kommen wird. Er will Kliniken für
„Spezialisierungs- und Konzentrationsprozesse“ belohnen und
„Mindestausstattung sowie Mindestfallzahlen“ für bestimmte Eingriffe
festschreiben – diese Eckpunkte stehen im Diskussionspapier des
Ministeriums.
Dennoch fehlt ein klares Leitbild für das Land, und auch für Eckernförde
gibt es keinen Rat: „Dem derzeit laufenden Prüfprozess kann nicht
vorgegriffen werden“, so Ministeriumssprecher Christian Kohl. Der Kreis
diskutiert zurzeit ein Szenario, das die CDU vorgeschlagen hat: Sie möchte
beide heutigen Standorte schließen und auf der grünen Wiese eine neue
Klinik bauen. Das 600-Betten-Haus würde einen dreistelligen Millionenbetrag
kosten. Eine Entscheidung soll im Herbst fallen.
14 Sep 2021
## AUTOREN
Esther Geißlinger
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