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# taz.de -- Neue Außenministerin in Großbritannien: Die Rebellin
> Liz Truss hat was gegen links. Großbritanniens Konservative handeln sie
> als künftige Premierministerin.
Bild: Bei ihr hat das mit der linken Erziehung nicht geklappt: Liz Truss ist St…
London taz | „Maggie, raus!“, schrie die britische Politikerin Liz Truss
einst. Die Eltern der heute 47-Jährigen führten ein Haus grüner und linker
Politik und nahmen ihre Tochter oft auf Demos mit. Heute versteht sich
Truss als Freiheitskämpferin gegen gesellschaftliche Verbote, vor allem
gegen jene aus dem linken Umfeld. Hinzu kommt jetzt eine neue Rolle: Letzte
Woche wurde sie von [1][Boris Johnson] ins Amt der Außenministerin berufen.
Damit löste sie Dominic Raab ab, der vor allem für seinen Einsatz beim
Abzug aus Afghanistan gerügt wurde.
Bereits ihr Studium in Philosophie, Politik und Wirtschaft in Oxford sei
ein Schritt gegen die Verhöhnung des angeblich Elitären gewesen. Truss
wurde dort studentische Vorsitzende der Liberaldemokrat*innen und
verstand dies als Aufstand gegen Klischees vom dreckigen Geld und gegen
politische Korrektheit, wie sie der BBC erzählte.
Doch die liberaldemokratische Haltung pro Euro und die Steuerpolitik der
Partei ließen sich mit ihrem wachsenden Glauben an die freie
Marktwirtschaft bald nicht mehr vereinbaren. Auf Gleichdenkende und auch
ihren zukünftigen Ehemann Hugh O’Leary stieß sie schließlich bei den
Konservativen.
Eine Anstellung bei Shell schien ihr nächster Tritt gegen die Welt ihrer
Eltern darzustellen. Bald wurde sie Geschäftsführerin der libertären
Denkfabrik Reform und konservative Stadträtin in Greenwich. 2010 schaffte
sie schließlich den Einzug ins britische Unterhaus für den ostenglischen
Sitz Südwestnorfolk.
## Unter den Konservativen populärstes Kabinettsmitglied
Zwei Jahre später wurde sie Familienministerin. In den nächsten Regierungen
diente sie als Ministerin für Landwirtschaft, Justiz, Finanzen,
Gleichberechtigung und, bis letzte Woche, als Handelsministerin. Als
erfahrenstes und unter den Konservativen populärstes Kabinettsmitglied wird
sie bereits als zukünftige Premierministerin gehandelt.
Beim [2][Brexit-Referendum] auf der Remain-Seite stehend, führte sie als
Handelsministerin eine offene Handelspolitik eines global orientierten
Großbritanniens, konträr zur ihrer Meinung nach „protektionistischen EU“.
Als Außenministerin wird sie weiter die Zusammenarbeit mit den USA und
Indien suchen und einen britischen Beitritt zum transpazifischen
Handelsabkommen CPTPP anstreben.
Den gegenseitigen Handel, darunter den Export britischer
Finanzdienstleistungen und von Qualitätsprodukten, versteht sie nicht nur
als strategische außenpolitische Verhandlungsmasse, sondern auch als
bessere Alternative zur Entwicklungshilfe. Vor Waffenhandel hat sie keine
Scheu, wie das Aukus-Abkommen, aber auch Exporte an Saudi-Arabien zeigen.
Ihrer eigenen Einschätzung nach ist Truss keine Diplomatin. Nach ihrer
bisher unverhohlenen Kritik an China sind viele nun auf ihre Kontakte zur
Volksrepublik gespannt. Auch gegenüber Boris Johnson scheut sie klare Worte
nicht – zuletzt mit ihrer Kritik an der Erhöhung von
Sozialversicherungsbeiträgen. Truss ist Mutter zweier Töchter, denen sie
die Namen Liberty und Frances gab.
19 Sep 2021
## LINKS
[1] /Pflegereform-in-Grossbritannien/!5799834
[2] /Neuwahl-in-Grossbritannien/!5634901
## AUTOREN
Daniel Zylbersztajn-Lewandowski
## TAGS
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