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# taz.de -- das portrait: Dorothee Bär, Expertin für alles aus Erfahrung
Sie kennt die Macht der sozialen Medien wie kaum eine andere Politikerin
derzeit. Nun trifft Dorothee Bär, noch Staatsministerin im Bundeskanzleramt
und Beauftragte für Digitalisierung, selbst die Wucht der Empörung im Netz.
Ein Ausschnitt aus einer Maischberger-Sendung von 2017 macht derzeit die
Runde auf Twitter. Darin wird die CSU-Politikerin von der Moderatorin
gefragt, ob der Mensch der Verursacher der Erderwärmung sei. Bärs Antwort:
Sie glaube nicht, dass der Mensch die 100-prozentige Ursache und nicht
schuld an irgendwas sei. Sie beruft sich dabei auf ihren „gesunden
Menschenverstand“ und ihre Expertise als „Erfahrungsjuristin“ und
„Erfahrungsklimaforscherin“.
Die Reaktion aus dem Netz kommt prompt. Kübelweise Häme und virtuelles
Kopfschütteln. Bär, eine Klimawandelleugnerin? Kommt nicht gut in der
heißen Phase des Wahlkampfs, auch wenn das Video jahrealt ist – und Bär von
Klimaforscher Hans Joachim Schellnhuber in der Talkshow umgehend
zurechtgewiesen wurde.
Das Video taucht zur Unzeit in Bärs Lieblingsmedium auf. Schließlich ist
sie seit Kurzem im sogenannten Zukunftsteam von Kanzlerkandidat Armin
Laschet, zuständig für das „update für den Staat“. Der virtuelle Raum ist
zudem ihre Spielwiese. Dort erfährt die Welt, dass auf ihrer luxuriösen
Handtasche ihre Initialen D. B. eingeprägt sind, dass sie Pink in allen
Variationen liebt, dass sie Jägerin und Gamerin ist. Es gibt Fotos von
Terminen mit Schafen, mit Kartoffeln und bei der Weinprobe. Nicht zu
vergessen bei einem freudestrahlenden Lauf durch den Schnee. Vermutlich in
der bayerischen Heimat.
Bär ist klassische Berufspolitikerin. 1978 in Bamberg geboren, tritt sie
schon mit 14 Jahren in die Junge Union ein, ab 1994 ist sie CSU-Mitglied.
Von da an geht es steil bergauf. CSU-Parteivorstand, Bundestag, der
Aufstieg als Staatssekretärin ins Verkehrsministerium – und 2018 ins
Kanzleramt. Sie versteht sich nicht nur auf die sozialen Medien, sondern
auch feinste Lobbyarbeit mit der Digitalindustrie.
Jetzt schielt sie auf ein Minister:innenamt. Kommt es, wie die Union
will, wird es ein eigenes Digitalministerium geben. Fürsprecher hätte Bär
aus der Industrie, die sie sogar im Wirtschaftministerium salonfähig
gemacht hat. Die Gamingszene steht hinter ihr, Start-up-Verbände, selbst
der Chaos Computer Club schätzen ihr Wissen. Sie wird zu Talks via
Clubhouse und Twitch geladen, propagiert Flugtaxis als Verkehrsmittel der
Zukunft. Was man eben so macht als digitalaffine Politikerin. Unterschätzen
sollte man Bär also nicht. Tweets und Instalove allein werden aber nicht
reichen. Tanja Tricarico
10 Sep 2021
## AUTOREN
Tanja Tricarico
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