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# taz.de -- heute in hamburg: „Ein ganzes Triell an Verlierern“
Interview Finn Walter
taz: Frau Politt, warum sind es immer die Verlierer, die den Menschen
erzählen, was sie zu tun haben?
Lisa Politt: Ich würde gar nicht mal sagen, dass sich die Verlierer immer
durchsetzen. Aber ich bin Teil einer Generation, die von den Verlierern des
Zweiten Weltkriegs erzogen worden ist – da ist der Eindruck schon prägend.
Und um ihre grundsätzlich verdrängten Selbstzweifel zu bekämpfen, waren
diese Verlierer vielleicht auch besonders laut. Über 80 Prozent der
Abgeordneten des ersten Bundestags waren ehemalige NSDAP-Mitglieder.
Deutschland hat es dann ja bald wieder ganz an die Spitze geschafft, also
waren diese Verlierer außerdem ganz besonders erfolgreich – das verführt.
Es gibt ja diesen grundfalschen Satz: „Der Erfolg gibt ihm Recht.“
Sind Sie als Künstlerin nicht selbst eine Verliererin der Pandemie, die
jetzt erzählen will, wie es funktioniert?
Ganz genau. Wir haben für über ein Jahr eine Spielstätte verloren, die wir
aber trotzdem über Wasser halten wollten. Mithilfe der staatlichen und
behördlichen Unterstützung Hamburgs ist uns das gelungen, wenn auch unter
finanziellen Einbußen. Jetzt erzählen wir den Zuschauern, wie das
funktioniert mit 2G-Regeln: dass wir ein Luftreinigungssystem haben und
trotzdem auf Masken und Abstandsregeln bestehen.
Und wie reagieren die?
Wir kriegen vergleichsweise eher wenige Reaktionen darauf, dafür aber
Hassmails, in denen wir als „Apartheids-Faschisten“ bezeichnet werden, die
sich „vor Tschentschers Karren spannen lassen“. Oder die Verfasser wollen
wissen, wo der Unterschied besteht zwischen unseren Maßnahmen und einem
Polizisten, der Demonstranten mit einem Knüppel niederschlägt. Der
Wahrheitssuche des Absenders würde es wahrscheinlich auch nicht
weiterhelfen, wenn wir ihn verprügeln würden, damit er den Vergleich ziehen
kann.
Was macht einen guten Verlierer aus?
Nur so weitermachen wie bisher, wenn es dafür gute Gründe gibt.
Und was einen guten Gewinner?
Dasselbe.
Sollte man seine Niederlage also einfach eingestehen und die Gewinner
machen lassen?
Auf gar keinen Fall!
Ihre Top drei arrogantesten Verlierer der vergangenen Jahre?
Ich könnte jetzt natürlich ein ganzes Triell an Personen nennen – aber ob
die wirklich alle verlieren in knapp zwei Wochen, weiß ich natürlich nicht.
Ansonsten: Susi Meyer aus der 11. Klasse, als ich ihr den Freund
ausgespannt habe.
Kabarett: „Die Arroganz der Verlierer“, Polittbüro, Steindamm 45, bis 30.
9. täglich 20 Uhr, außer montags.
15 Sep 2021
## AUTOREN
Finn Walter
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