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# taz.de -- Wald oder Nicht-Wald
> In Flensburg wird ein Hotel nicht gebaut, weil ihm Bäume im Weg stehen.
> Die Sache ist vor Gericht
Von Finn Walter
Ob das Hotel am Flensburger Bahnhofswald je gebaut werden wird, weiß
derzeit keiner. Obwohl die Polizei alle Aktivist:innen, die den Wald
monatelang besetzt gehalten hatten, um die Bäume zu retten, im Februar
vertrieb – zuerst hatten es die Investoren mit einer Privatarmee versucht –
und obwohl dann auch die ersten Bäume gefällt wurden, haben die Bauarbeiten
noch immer nicht begonnen.
An die Stelle der Baumhäuser, in denen sich die Besetzer:innen
verschanzt hatten, ist eine juristische Auseinandersetzung getreten, bei
der es vor allem um die Frage geht: Ist der Bahnhofswald wirklich ein Wald,
oder nur eine Ansammlung von Bäumen?
Zunächst hatten die Investoren nach der Räumung des Waldes Fakten
geschaffen, indem sie einige Bäume ansägen ließen – diese wurden dann aus
Sicherheitsgründen gefällt, obwohl gegen das Vorhaben ein Eilverfahren
lief, das der BUND angestrebt hatte. Auch die Stadt Flensburg zeigte sich
nicht gerade erfreut: „Wir hätten uns da eigentlich eine diplomatische
Lösung gewünscht“, sagte ein Sprecher gegenüber der taz.
Doch seit der Rodung kommen die Bauarbeiten nicht voran, denn es gibt ein
Problem: Ein Teil der Bäume auf dem Grundstück ist offiziell als Wald
deklariert. Neubauten dürfen deshalb nicht näher als 30 Meter an diese
Bäume heran gebaut werden. Diese Entfernung würde das zum Hotel gehörende
Parkhaus aber unterschreiten. Das zuständige Landesamt hat deshalb den Wald
entwidmet. Dadurch sind die Bäume auf dem Papier kein Wald mehr und die 30
Meter-Regel entfällt.
## Parkhaus nicht im öffentlichen Interesse
Gegen diese Entscheidung nun hat der BUND im Mai geklagt und blockiert
damit das gesamte Projekt. Ole Eggers, Landesgeschäftsführer des BUND in
Schleswig-Holstein, argumentiert, dass kein ausreichendes öffentliches
Interesse für die Entwidmung vorläge. Dies wäre aber nötig, um den Bäumen
ihren Status als Wald abzuerkennen. „Das ist ein privatwirtschaftlich
genutztes Parkhaus“, sagt er. Außerdem sei der Bebauungsplan fehlerhaft.
Die Stadt Flensburg hingegen vertritt die Auffassung, dass durch das
Parkhaus mehr Menschen vom Auto auf die Bahn umsteigen könnten, ein
öffentliches Interesse also gegeben sei. Das zuständige Landesamt teilte
auf taz-Anfrage mit, der Entwidmungsbescheid sei rechtssicher.
Dennoch wird nichts passieren, bis über die Klage des BUND entschieden ist.
Mal sehen, wie viel Geduld die Investoren aufbringen.
4 Sep 2021
## AUTOREN
Finn Walter
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